Tarifstreit bei der Deutschen Bahn

"Hier läuft etwas aus dem Ruder"

Der Bundesehrenvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Manfred Schell, aufgenommen beim ZDF-Polit-Talk "Maybrit Illner" am 03.07.2008 zum Thema "Maxi-Preise, Mini-Jobs - 'Kleiner Mann', was nun?"
Manfred Schell, Ex-GDL-Chef (Archivaufnahme von 2008) © dpa / Karlheinz Schindler
Manfred Schell im Gespräch mit Birgit Kolkmann und Klaus Pokatzky · 21.11.2014
Manfred Schell, ehemaliger Chef der GDL, gehört zu den schärfsten Kritikern von Claus Weselsky. Sein Nachfolger zeige keinerlei Kompromissbereitschaft, kritisierte Schell. Doch dies sei notwendig.
Manfred Schell, von 1989 bis Mai 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), kritisierte im Deutschlandradio Kultur die bisherige Verhandlungsstrategie seines Nachfolgers Claus Weselsky:
"Ich kann nur sagen: Hier läuft etwas aus dem Ruder. Das ist dermaßen apodiktisch und lässt den Anschein nach dem Motto: 'Das wollen wir. Das kriegen wir. Und das sitzen wir durch.'"
Es sei hinlänglich bekannt, dass Tarifverhandlungen nie so enden, wie sie begonnen haben, betonte Schell:
"Jede Tarifverhandlung ist in einem Kompromiss geendet. Und Kompromissbereitschaft sehe ich beim derzeitigen Vorsitzenden der GDL in keiner Weise."
Weselsky müsse sich gemeinsam mit seinem Hauptvorstand und seiner Tarifkommission genau überlegen, was die Zukunft bringen solle, meinte Schell. Er sei der "felsenfesten Überzeugung", dass Weselsky den von ihm eingeschlagenen Weg nicht zu Ende bringen könne:
"Es muss ein Kompromiss gefunden werden. Und davon, glaube ich, ist noch niemand überzeugt im Hauptvorstand der GDL, dass ein solcher Weg notwendig ist."
Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hatten getrennte Verhandlungen mit den zerstrittenen Gewerkschaften zunächst keine Annäherung gebracht. Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verständigte sich der Konzern am Freitag zunächst lediglich auf ein weiteres Treffen am 12. Dezember. Anschließend wurde mit der GDL und deren Chef Weselsky verhandelt.
Mehr zum Thema