Tanz

Schmerz und Staunen über Jesu Tod

Szene aus "Bach / Passion / Johannes" von Laurent Chétouane in Hamburg
Szene aus "Bach / Passion / Johannes" von Laurent Chétouane in Hamburg © Kampnagel/Benoîte Fanton
Von Elisabeth Nehring · 01.10.2014
Vier Tänzer, eine Sängerin und sieben Musiker wandern gemeinsam singend durch die Passion Jesu. Was der Choreograf Laurent Chétouane aus Bachs Vorlage entwickelt hat, misslingt wegen schwacher Stimmen und überzogener Mimik. Ein kraftloser, verwaschener Abend.
Der französische Theatermacher und Choreograph Laurent Chétouane beginnt seine Inszenierung mit dem Ende von Bachs Johannespassion, mit dem Sterben und Tod Jesu Christi. Fünf Tänzer und sieben Musiker des Solistenensembles Kaleidoskop schließen sich zu einer Gemeinschaft der Lebenden zusammen, mäandern singend, musizierend und tanzend durch die von Laurent Chétouane und Michael Rauter veränderte Fassung der Johannespassion – eine eingeschworene Gemeinschaft, deren freundliche Zugewandtheit nicht nur etwas Exklusives, sondern auch Ausgestelltes hat.
Zaghafte Bewegungsstudien korrespondieren auf schmerzhafte Weise mit den schwachen Volumina der Stimmen, die, allesamt nicht wirklich ausgebildet, den Abend nicht zu tragen vermögen. Mitunter unerträglich ist die mimische Illustrierung der Tänzer: staunende Blicke, halboffene Münder. Auf allen Ebenen – tänzerisch, musikalisch und stimmlich – wirkt der Abend verwaschen und kraftlos.
Laurent Chétouanes Versuch, philosophische Konzepte wie die Idee des "Offenen" von Jean Luc Nancy oder die Unterscheidung von Säkularisierung und Profanisierung von Giorgio Agamben in seine choreografischen Prozesse miteinfließen zu lassen, scheitert an diesem Premierenabend auf außerordentliche Weise.
Informationen von Kampnagel zur Produktion "Bach / Passion / Johannes"
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