"Als Kind habe ich viel Traurigkeit weggetanzt"
Nicole Nau im Gespräch mit Katrin Heise · 02.03.2017
Nicole Nau gehört zu den besten Tangotänzerinnen der Welt – und lebt als gebürtige Düsseldorferin seit über 30 Jahren in Argentinien. Für sie ist Tango "wie ein Gespräch".
Nicole Nau hätte sich früher nie träumen lassen, dass sie einst auf argentinischen Briefmarken abgebildet wird: Die gebürtige Düsseldorferin gilt als eine der besten Tangotänzerin weltweit. Seit über 30 Jahren lebt sie in Argentinien, der Heimat des Tangos.
Was fällt den Leuten ein, wenn sie nach Assoziationen zum Tango gefragt werden? Argentinien, und dann sicher: Tragik, Leidenschaft und Erotik. Tango bietet sehr viel mehr, meint Nicole Nau. Dass Tanz für sie Lebenselixier sein kann, hat sie schon sehr früh erfahren.
"Das erste Mal, das Tanz für mich wichtig wurde, da war ich sechs. Meine Mutter war alkoholkrank und das Leben war sehr mit Trauer behaftet, sehr chaotisch, einsam. Wenn meine Mutter dann eingeschlafen war und das Chaos ein bisschen Ruhe hatte, dann habe ich die Schallplatten von meinem Papa genommen und zu seiner Musik getanzt. Da war ich dann allein zuhause und habe ganz viel Traurigkeit wegtanzen können."
"Wir tanzen nicht Choreografien ab"
Dennoch wurde Nicole Nau zunächst Grafikerin und kam erst durch einen Zufall zum Tango. Bald merkte sie, dass sie hier ihre Berufung gefunden hatte und verlegte ihren Lebensmittelpunkt nach Argentinien. Dort fand sie auch die Liebe ihres Lebens, Louis de Pereyra, der seit vielen Jahren ihr Tanzpartner ist.
"Tango ist wie ein Gespräch: Wenn der eine spricht, dann hört der andere zu. Und wenn der andere spricht, dann hört der nächste zu. Und es gibt diese Führung von ihm, die das natürlich alles leitet. Was gar nicht gehen würde – deswegen kommt bei uns auch keine Routine auf – wir tanzen nicht Choreografien ab."
Derzeit tourt das Paar mit der Show Vida! Argentino durch Deutschland.