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Wahlkampf in Rheinland-Pfalz
Streit um Kita, Klassengrößen und Studiengebühren

Bildungsthemen spielen auch im rheinland-pfälzischen Wahlkampf eine große Rolle. Die einen wollen die Einheitsschule verhindern, die anderen das zweigliedrige System aus Realschule plus und Gymnasium fördern - oder auch eine Gemeinschaftsschule bis zur Klasse 10 einführen. Aber auch darüber hinaus gibt es jede Menge Streitthemen.

Von Anke Petermann | 10.03.2016
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    Campus Koblenz in Rheinland-Pfalz: Auch über mögliche Studiengebühren wird debattiert. (picture-alliance / dpa / Thomas Frey)
    Die Christdemokraten fahren im Landtagswahlkampf schwere Geschütze auf. Von Bildungsraub an den Kindern spricht Spitzenkandidatin Julia Klöckner mit Blick auf massiven Unterrichtsausfall in Rheinland-Pfalz:
    "16.000 Stunden jede Woche im ganzen Land. Und deshalb sagen wir, wir müssen in Lehrer investieren."
    Auf 98,6 Prozent beziffert die SPD die Unterrichtsversorgung – "ein toller Wert", findet Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Dazu führt sie stets an, Rheinland-Pfalz habe die kleinsten Grundschulklassen Deutschlands.
    Lamowski: "Faktisch ist es aber auch so, dass, wenn man eine mangelhafte Unterrichtsversorgung hat, dass diese Klassenmesszahl von 24 eine statistische Zahl ist, die praktisch überhaupt nicht umsetzbar ist. Sobald jemand krank wird, werden die Klassen durch eine Klasse, die entsprechend aufgeteilt wird, aufgefüllt. Oder zwei Klassen werden zusammengelegt, wo man locker bei 35 oder 40 Kindern liegt."
    Bemängelt Lars Lamowski, Leiter einer Grundschule im Westerwald und zuständiger Experte beim Verband Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz. Fielen Lehrkräfte wegen Krankheit, Fortbildung und Ausflügen aus, müssten Klassen mangels Vertretungsreserve aufgeteilt oder sogar zusammengelegt werden.
    Lehrerverband bemängelt System der Feuerwehr-Lehrkräfte
    Die sogenannten Feuerwehr-Lehrkräfte seien schon zu Schuljahresbeginn eingeplant, um langfristig ausfallende Kollegen zu ersetzen.
    "80 Prozent der Grundschulen sagen, sie haben keinen Zugriff auf diese Feuerwehr-Lehrkräfte. Das heißt, sie sind allein gelassen."
    Neben dem Unterrichtsausfall ist die Schulstruktur im rheinland-pfälzischen Wahlkampf umstritten. Die rechtspopulistische AfD wettert gegen die "nivellierende Einheitsschule". Und auch der CDU-Abgeordnete Gerd Schreiner beobachtet, dass Eltern die "Einheitsschule" als Szenario linker Parteien fürchteten.
    "Die Menschen wollen ein gegliedertes Schulsystem, das auf die Begabungen und Interessen der Schüler eingeht."
    Die SPD will zwar weitere Gesamtschulen genehmigen, wenn Eltern diese fordern, es aber im Prinzip beim nur noch zweigliedrigen System von Gymnasium und Realschule plus, also kombinierter Haupt- und Realschule, belassen.
    Streit um Art der Schule
    Der grüne Koalitionspartner fordert dagegen die Gemeinschaftsschule für alle bis Klasse 10. Die Linkspartei geht da mit - beide haben dafür die Sympathie der Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz. Jim Preuß vom Vorstand nennt es nur etwas anders, wenn er fordert:
    "Verpflichtende Gesamtschulen für alle, weil in Deutschland ein klares Defizit davon herrscht. Aufstiegschancen zwischen den Bildungsschichten gibt es in allen anderen Ländern in Europa. Und die haben Gesamtschulen."
    Ein durchlässiges Schulsystem und Bildungsgerechtigkeit wünschen sich auch SPD-Anhänger, wie hier bei einer Umfrage.
    "Wenn ich zum Beispiel an die Gebührenfreiheit bei Kitas bis hin zu den Studienplätzen denke, dass da ja die CDU eine ganz andere Richtung verfolgen möchte, und das möchte ich eigentlich schon, dass das erhalten bleibt."
    Die rheinland-pfälzischen Kitas für Eltern kostenlos halten wollen auch FDP, Grüne und Linke. Die frühkindliche Bildung komme bislang aber zu kurz, finden die Liberalen und wünschen sich spielerischen Umgang mit Fremdsprachen schon für die Jüngsten. Zahlen sollten den Kita-Platz nur Eltern, die es sich leisten können, präzisiert die CDU. Und Marian Bracht, Studierender von der Jungen Union, stellt klar:
    "Die CDU fordert ja keine Studiengebühren, sondern nur Langzeitgebühren, das heißt für diejenigen, die im 30. Semester studieren und wirklich auch nicht versuchen, fertig zu werden. Für diejenigen die Langzeitgebühren, die es ja bisher gab, wieder einzuführen."
    Reguläre Studiengebühren werde es mit der CDU nicht geben, betont der Mann von der Nachwuchsorganisation.