Suspendierter FIFA-Präsident Joseph Blatter

Die Zeit ist längst abgelaufen

Der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter auf einer Veranstaltung Ende Mai.
Der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter auf einer Veranstaltung Ende Mai © AFP / Fabrice Coffrini
Von Thomas Wheeler · 09.10.2015
FIFA-Präsident Joseph Blatter will Berufung gegen seine 90-tägige Sperre beim Fußball-Weltverband einreichen. Es wäre ein Hohn, wenn er damit durchkäme, mein Thomas Wheeler. Längst sei Blatters Zeit abgelaufen. Doch er sei ein Stehaufmännchen.
Mit Krankheiten ist nicht zu spaßen.Deshalb ist die Bewusstseinsspaltung von Sepp Blatter extrem beängstigend. Noch Ende August, also gut drei Monate nach der Festnahme von mehreren FIFA-Funktionären, die eine Entwicklung im Weltfußball-Verband auslösten, deren Ende niemand absehen kann, gab sich der Schweizer als Ehrenmann. Er sei sauber, und die Organisation FIFA sei es auch. Aber einzelne Personen seien eben korrupt. Damit folgt Blatter jedoch nur seinen typischen Verhaltens- und Handlungsmustern, mit denen er 17 Jahre den weltgrößten Sportverband regierte. Unrechtsbewusstsein hatte er nie.
Wie bei der Mafia
Immer waren es andere, die Dreck am Stecken hatten, und immer opferte er andere, um von seinen Machenschaften abzulenken. Was auch prächtig gelang, denn welche miesen Geschäfte Blatter in seinem Büro einfädelte und abwickelte, wusste kaum jemand aus dem FIFA-Clan. Wie bei der Mafia wurden die Verbandsfürsten durch ein Schweigegelübde geknebelt. Jeder der von Blatter profitierte, also vor allem den Zuschlag für eine Weltmeisterschaft bei den Senioren und Junioren bekam, spielte dieses dreckige Spiel mit.
Kriminelles Geschäftsgebaren
Dass jetzt ausgerechnet die Ethik-Kommission, die Blatter selbst installierte, ihren langjährigen Chef und auch UEFA-Präsident Michel Platini für 90 Tage gesperrt hat, grenzt fast schon an ein Wunder. Denn bisher verdunkelte dieses Gremium alle kriminellen Geschäftsgebaren der FIFA, aber jetzt ging es nicht mehr anders. Die Faktenlage, die den US- und auch den Schweizer Justizbehörden vorliegt, ist erdrückend. Vor allem vor dem Hintergrund der zwei Millionen Schweizer Franken, die Platini 2011 von Blatter bekommen hat. Schmiergeld, mit dem Blatter sich seine Wiederwahl bei der UEFA erkauft hat? Platini bestreitet dies und hat ebenso wie sein langjähriger Freund aus dem Schweizer Kanton Wallis Einspruch gegen die Suspendierung angekündigt. Alles nur eine Formalie? Nein, die beiden denken eben immer noch, dass sie Saubermänner sind.
FIFA und UEFA brauchen endlich einen radikalen Neuanfang
Doch selbst wenn sie mit diesem Einspruch Erfolg haben sollten - was ein Hohn wäre - ist ihre Zeit längst abgelaufen. FIFA und UEFA brauchen endlich einen radikalen Neuanfang mit einem völlig unbelasteten Führungspersonal. Wobei ein kleiner Zweifel bleibt. Blatter war und ist ein Stehaufmännchen. "Der König ist matt, na endlich", meinen jetzt Viele. Mal sehen.
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