Susen Tiedtke

Vom Glamour-Girl zur Heilpraktikerin

Die ehemalige Weitspringerin Susen Tiedtke bei einer Deutschen Meisterschaft
Die ehemalige Weitspringerin Susen Tiedtke im Jahr 2004 bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Braunschweig. © picture-alliance / dpa/dpaweb
Von Wolf-Sören Treusch · 17.08.2014
Sie galt als das Glamour-Girl der deutschen Leichtathletik, posierte nackt für den "Playboy" und beendete 2004 ihre Karriere. Mittlerweile hat sich Susen Tiedtke als Heilpraktikerin selbständig gemacht. Ein Porträt der ehemaligen Weitspringerin.
Im Treppenhaus prangt ein riesiges Dschungelbuch-Motiv. Selbst gemalt, sagt sie, mit dem Beamer an die Wand geworfen und dann abgezeichnet. Susen Tiedtke hat zwei Kinder, sie ist allein erziehende Mutter, sie lebt im Hier und Heute. Für den Blick zurück auf ihre Karriere als Weitspringerin hat sie ein paar DVDs im Regal.
"Das einzigste ist nur, wenn meine Kinder das sehen wollen, dann zeige ich denen das, wie man so gesprungen ist oder Fernsehaufzeichnungen oder so was, und die: ‚oh wow, cool und so', aber für mich selber brauche ich das nicht, weil: ich habe das ja alles so in meinem Kopf drin wie das war, die Erfahrungen, und das reicht dann."
Im Erdgeschoss hat Susen Tiedtke ihre Naturheilpraxis eingerichtet. Die Regale hier sind voll von Dosen mit Globuli und Heilerdekapseln. Auf ihrer Website wirbt sie offensiv mit ihrer Vergangenheit als Spitzensportlerin.
"Wenn Leute Schmerzen haben, dann wollen sie ja zu einem, der auch Erfahrungen gesammelt hat, ne. Viele wollen mich auch mal persönlich kennen lernen, das spielt ja auch ne Rolle, aber vordergründig um halt Schmerzen weg zu bekommen."
Seit zwei Jahren betreibt sie die Praxis. Ganz oben auf der Behandlungsliste: die ‚Schmerztherapie nach Tiedtke', eine Methode, die ihr Vater, ihr früherer Trainer, entwickelte und die sie in den letzten Jahren verfeinert hat.
Als Heilpraktikerin will sie verschüttete Energien freilegen
"Das ist eine rein manuelle Therapie, mit den Händen, und man muss wissen, wo die Ursachen liegen. Zum Beispiel wenn man Knieschmerzen hat, liegt nicht die Ursache im Knie, sondern das liegt von der Statik her meist in den Füßen oder in der Hüfte, und wenn man das richtig korrigiert, dann sind die Knieschmerzen sofort weg. Also das Wichtigste ist, die Ursache herauszufinden. Ich sage immer ein Beispiel zu meinen Patienten: wenn jetzt im Auto vorne in der Anzeige die Öllampe brennt, dann wechselt man ja nicht diese Lampe aus, um es zu korrigieren, sondern man geht ja dorthin, wo das Öl fehlt und gibt das Öl nach."
Susen Tiedtke hat noch weitere Behandlungsmethoden im Angebot: "Reconnective Healing" oder "Power Tube", sie helfen, den menschlichen Körper zu entgiften und verschüttete Energien wieder freizulegen. In Deutschland noch weitgehend unbekannt, in den USA dagegen gängige Praxis. Deswegen studiert Susen Tiedtke auch noch an der Quantum-Universität für Integrative Medizin in Hawaii. Nebenbei.

"Heutzutage durch die Technik ist ja alles möglich, man muss ja nicht direkt vor Ort sein, aber denn die ganzen Prüfungen, die muss ich dann schon vor Ort machen."
Auch ihre Doktorarbeit, an der sie gerade schreibt, wird sie in Honolulu verteidigen. Das ist ihr der Titel wert, sagt sie.
"Es ist auch bei zum Beispiel vielen älteren Leuten so: wenn man jetzt Doktor ist oder so was, dann klingt das auch, dass man mehr Wissen hat, so ne?"
Boykott verhinderte 1984 die Teilnahme bei Olympia
Als Sportlerin gelang Susen Tiedtke nie der ganz große Erfolg. In der DDR und später im vereinten Deutschland gewann sie ein paar Titel, aber international verpasste sie die Medaillenränge immer knapp. Als 15-jährige Turnerin hätte sie 1984 an den Olympischen Spielen in Los Angeles teilnehmen sollen, der Olympia-Boykott der DDR verhinderte es.
"Da brach schon ne Welt zusammen so für einen, weil: man hat sich so darauf vorbereitet und gefreut, in der Turnhalle lief so eine Uhr: nur noch so und so viele Tage, so viele Stunden, man hat dem ja entgegen gefiebert. Und plötzlich war so der Höhepunkt weg. Oder das Ziel weg. Ja, und dann bin ich zur Leichtathletik, und dann bin ich ja noch paar Mal zu Olympia gefahren. Von daher hat sich der Traum auch erfüllt (lacht)."
Bei Olympia in Barcelona und in Sydney landete sie auf den Plätzen 8 und 5. Beide Male hieß die Siegerin Heike Drechsler. Susen Tiedtke, die "Anna Kournikowa der deutschen Leichtathletik", spotteten die Boulevardblätter in Anlehnung an jene russische Tennisspielerin, die zwar rasend gut aussah, deren sportliche Erfolge aber überschaubar blieben.
"Mein Gott, wenn es jetzt nicht gereicht hat, weil Heike vor mir war – Heike war ja auch eine Ausnahmesportlerin – von daher habe ich es jetzt auch nicht schlimm gesehen, ich habe immer mein Bestes gegeben und war demnach auch zufrieden mit meinen Leistungen."
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