Summer Workout: Nackte Haut

Wie der Pavianhintern die Sexualtheorien Darwins inspirierte

Ganz entspannt lässt sich am 14.06.2011 in seinem Gehege im Tierpark Hellabrunn in München (Oberbayern) ein Pavian von einem Artgenossen entlausen.
Entspannt lässt sich ein Pavian im Tierpark Hellabrunn in München von einem Artgenossen entlausen. © picture-alliance / dpa / Frank Leonhardt
Winfried Menninghaus im Gespräch mit Gesa Ufer  · 24.07.2015
Für den Evolutionsforscher Charles Darwin war die Haut des Menschen ein riesiges Sexualorgan. Ausgangspunkt für diese Theorie seien die pinken Affenhintern der Paviane gewesen, sagt der Literaturwissenschaftler Winfried Menninghaus.
"Darwin hat sich gefragt: Warum ist der Mensch der einzige größere Primat, ohne Fell?" - so Winfried Menninghaus, Leiter des Max-Planck-Instituts in Frankfurt am Main im Deutschlandradio Kultur. "Und das ist tatsächlich ein Skandal in der Naturgeschichte." Schließlich gebe nur es wenige andere Lebewesen, die dieses Merkmal der nackten Haut teilten. Der britische Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) sei der Frage nachgegangen, welche Vorläufer es gegeben habe.
Unser Körper als riesiges Sexualorgan
Seine "phantastische witzige Idee", die Darwin damals kaum zu äußern gewagt habe, war es, die stark hervorgehobenen, nackten analen-genitalen Stellen der Affen zur Erklärung hinzuzuziehen. "Denken Sie an den Pavian, denken Sie an diese sehr indezente Ästhetik", sagte Menninghaus.
"Darwin dachte in der Tat, die nackte Haut war der Sitz der sexuellen Attraktivität und wir Menschen waren so verrückt, dass wir davon immer mehr haben wollten."
Deshalb habe der Mensch immer mehr Nacktheit gewählt, bis der ganze Körper auf einmal nackt gewesen sei. Zu dieser Hypothese von Darwin gehöre, dass "unser ganzer Körper ein riesiges Sexualorgan" sei wie diese "pinken Affenhinterteile."
Nur Freud dachte Darwins Theorie weiter
Menninghaus, der sich der Attraktivitätsforschung widmet, sagte dazu: "Diese Vorstellung ist so witzig, das hat mich absolut fasziniert." Der Psychoanalytiker Sigmund Freud habe zu den wenigen gehört, die Darwins "skandalöse Theorie" weiter gedacht hätten. Ansonsten sei die Forschung über diese Idee stillschweigend hinweggegangen, sagte der Literaturwissenschaftler. "Sie war einfach zu indezent."
Darwins These ist bis heute nicht widerlegt
Stattdessen habe es Erklärungen gegeben, dass die nackte Haut dafür da sei, Parasiten zu vermeiden oder dass es sich damit besser schwitzen lasse. Es sei nicht leicht zu sagen, dass eine Theorie stimme und die andere nicht, sagte Menninghaus. Allerdings herrsche heute Einigkeit, dass Dawins Theorie in keiner Weise widerlegt sei. "Man spricht davon, dass es ein großer Evolutionsdruck gewesen sein kann, der in der Tat von großer Bedeutung für die Entwicklung unseres Aussehens gewesen sein kann. "
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