Sturm auf Stasi-Zentrale

"Ein Meilenstein bei der Auflösung der DDR"

Am 5. September 1990 demonstrieren Bürger für eine Einsicht in ihre Stasiakten.
DDR-Bürger demonstrieren 1990 für eine Einsicht in ihre Stasiakten © dpa / picture-alliance / Hammer
Moderation: Katja Schlesinger und Frank Meyer · 15.01.2015
Als westdeutscher Journalist hat Ulrich Leidholdt den Sturm auf die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg vor 25 Jahren begleitet. Später nahm er Akteneinsicht und las unzählige Protokolle über sich - und seine Freunde in der DDR.
14 Jahre lang, von 1975 bis zum Wendeherbst 1989, sammelte die Stasi Material über Ulrich Leidholdt. Der Hörfunkjournalist war zunächst privat in die DDR gefahren; später arbeitete er dort. Als er die Akten einsehen konnte, fand er "jede Menge Überwachungsprotokolle und Abhöraktionen bei Telefonaten" vor. Aber er sei "ein Wessi". Er habe zwar alles mit einem gewissen Interesse und Abscheu gelesen, sei aber nicht wirklich getroffen gewesen: "Was ich schlimmer fand, war, dass da dezidiert Protokolle über meine Freunde und Bekannten angelegt wurden - aus dem Osten - von denen ich nicht weiß, wie sie dann weiter benutzt worden sind gegen sie."
Überwacht als Wessi
Das seien zum Teil recht unappetitliche Einschätzungen von Menschen gewesen - darin habe sich der wahre Charakter der Stasi gezeigt. "Deshalb - finde ich - ist dieser Sturm vor 25 Jahren ein Meilenstein bei der Auflösung der DDR gewesen und gleichzeitig ein Grundstein für die Sicherung der Akten", so Leitholdt. Anders als in manchen osteuropäischen Ländern seien die Akten zugänglich: "Das ist zumindest ein Stück weit Gerechtigkeit gegenüber den Opfern."
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