Studenten in den USA

Hochgebildet und hochverschuldet

Studenten vor einem Eingang zum Campus der Harvard Universität in Cambridge im Großraum Boston
Studenten vor einem Eingang zum Campus der Harvard Universität in Cambridge im Großraum Boston © dpa / picture alliance / Andreas Engelhardt
Von Nicole Markwald  · 27.08.2015
Wer in den USA studiert, muss teilweise sehr hohe Gebühren an seine Universität zahlen. Die Folge: Der Start ins Arbeitsleben wird häufig von einem Schuldenberg begleitet. Die Regierung hat daher ein besonderes Programm gestartet.
Sie sind allgegenwärtig auf dem Campus der University of Southern California USC: Skateboards. Sie sind neben Fahrrädern das beliebteste Fortbewegungsmittel hier auf dem Universitätsgelände mitten in Los Angeles. Die vermeintliche Sorglosigkeit der Studenten, die auf ihrem Brett an diesem wie üblich sonnigen Tag zwischen Bibliothek, Seminarraum und Cafeteria hin- und herrollen, täuscht. Es ist ein teures Pflaster, auf dem sie sich bewegen. Ein Jahr im Bachelorstudium, kostet an der USC umgerechnet mindestens 45.000 Euro – und das sind nur die Studiengebühren. Dazu kommen Kosten für Unterbringung, Lernmaterial, Transport.
"Hi, my name is Roya Aminzideh ..."
Trotz dieser Kosten hat sich Roya für ein Studium hier entschieden, schließlich genießt die Uni einen exzellenten Ruf. Sie steht kurz vor ihrem Master in Educational Counseling. Wenn Roya in wenigen Wochen ihr Diplom in den Händen hält, startet sie mit umgerechnet rund 54.000 Euro Schulden ins Berufsleben. Schulden, die sie gemacht hat, um zu lernen. Ihr Gehalt wird zunächst trotz Master gar nicht so üppig ausfallen:
"When I say very little to me is around 40.000 dollars, maybe a starting base pay. And for having 60.000 Dollars in debt with interest, that's where I'm going 'How am I going to pay this'?"
Mit umgerechnet 36.000 Euro Jahresgehalt kann sie rechnen. Dazu kommen 54.000 Euro Schulden, die sie während des Studiums angehäuft hat, plus Zinsen – Roya gibt zu, dass ihr das manchmal schlaflose Nächte bereitet:
"Mein Freund und ich sind seit drei Jahren zusammen und wir verschieben unsere Hochzeit, weil er Schulden durch sein Medizinstudium hat und wir wenigstens ein bisschen abbezahlen wollen, bis wir unsere Einkommen zusammenlegen."
Die Höhe der Rückzahlung hängt vom Einkommen ab. Kristan Venegas hat untersucht, wie Schüler und Studenten Finanzentscheidungen treffen und damit umgehen:
"Es ist für viele ein unheimlicher Stress. Das resultiert in Schlaflosigkeit, Anfälligkeit für Krankheiten oder darin, dass sie neben dem Studium sehr viel arbeiten und weniger Zeit ins Lernen investieren."
Schulden können auch "vergeben" werden
Studien zeigen, dass einige ihre Schulden innerhalb von zehn Jahren abzahlen, andere nehmen sich 30 Jahre lang Zeit. Die Kosten ihrer Ausbildung begleiten sie also für einen Großteil ihres Berufslebens. Inzwischen sind die Bildungsschulden der Amerikaner höher als die, die durch Autokäufe oder Kreditkartenkäufe getätigt werden.
Die Obama-Regierung hat das sogenannte "Loan Forgiveness"-Programm aufgelegt: Wer es auch nach 20 Jahren steter Zahlung kleiner Beträge nicht geschafft hat, seinen Studentenkredit zu tilgen, dem werden die ausstehenden Schulden erlassen. Das gilt allerdings mit Einschränkungen, so müssen Betroffene beispielsweise ein Jahr bei einer gemeinnützigen Organisation gearbeitet haben. Viele ihrer Kommilitonen nehmen das gern in Kauf, erzählt Roya:
"And then my loans will be forgiven..."
Auch wenn es teuer ist: Laut Kristen Venegas lohnt sich ein Studium in jedem Fall, selbst wenn auf viele Studenten nach dem Abschluss jahrelange Schuldenbewälti-gung wartet.
"Unsere Daten zeigen, dass die Karrierechancen mit einem Uni-Abschluss nach wie vor besser sind."
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