Störenfried Bettwanzen

Invasion der lästigen Blutsauger

Ein Glasbehälter mit Bettwanzen
Bettwanzen auf dem Vormarsch: Auch wer auf Hygiene achtet, ist nicht geschützt. © AFP / Stan Honda
Von Britta Kuntoff · 07.05.2015
Klein, fies und gemein: Bettwanzen fühlen sich in den letzten Jahren in Deutschland immer wohler. Durch Tourismus und Handel mit Gebrauchtwaren erobern sie zunehmend die heimischen Schlafzimmer.
Mario Heising: "Bettwanzen kann wirklich jeder haben."
Betroffene: "Damals hab ich halt gedacht, okay, ich reagier auf irgendetwas allergisch. Das ging bestimmt ein Jahr so."
Mario Heising: "Viele wollen es ja auch nicht wahrhaben."
Betroffene: "Ich bin jeden Morgen aufgewacht und hatte rote Punkte am ganzen Körper. Die erste war dann tatsächlich in meinem Bett, auf meinem Laken. Die muss scheinbar frisch an mir dran gewesen sein. Es war auf jeden Fall einer der schlimmsten Momente in meinem Leben."
Die Anzahl der Bettwanzen nimmt seit Jahren zu
Bettwanzen sind einfach nur eklig. Ihre Stiche jucken und ausgerechnet dort, wo man seine Ruhe haben will, wollen sie unser Blut. Echte Störenfriede. Carola Kuhn vom Bundesumweltamt:
Carola Kuhn: "Bettwanzen sitzen vorzugsweise in der Nähe eines Bettes. Häufig ist das dann eben der Lattenrost oder auch das Bettgestell selbst. In Hotels haben wir das schon häufig gesehen, dass die hinter der Kopfverkleidung an der Wand am Kopfende sitzen. Die ist natürlich extrem schwer zu entfernen. Häufig findet man sie dann auch mal am Nachtschränkchen. In Privathaushalten sehen wir sie sehr häufig hinter Scheuerleisten, oder auch, wenn man so einen Lichtschalter aus der Wand zieht oder eine Steckdose, dann sitzen die dahinter."
Wie viele Bettwanzen es in Deutschland gibt, weiß niemand. Klar ist nur: Seit ein paar Jahren nimmt die Anzahl der circa acht Millimeter großen Tierchen rasant zu.
Carola Kuhn: "Ein ganz wesentlicher Grund ist die Ausbildung von Wirkstoffresistenzen bei den Bettwanzen. Das führt eben dazu, dass man relativ wenige Wirkstoffe hat, die wirklich noch wirken gegen die Bettwanzen. Abgesehen davon ist es sowieso äußerst aufwändig, Bettwanzen zu bekämpfen. Das ist sehr schwierig."
Unbemerktes Reisesouvenir
Bettwanzen, volkstümlich auch Tapetenflundern genannt, sind oft ein Souvenir, das Reisende unbemerkt mit nach Hause bringen, erzählt Schädlingsbekämpfer Mario Heising:
"Die Bettwanzen-Mama, wenn sie befruchtet ist, sucht sich natürlich eine Heimat, wo sie ihre Eier ablegen kann. Da suchen sie in unserem Koffer, weil der riecht nach Mensch. Und da sagt sich die Mama, ist okay, hier können meine Jungs aufwachsen, alles prima. Und legt dann eben mal rasch ein paar Eier ab und somit sind die bei uns in der Tasche."
Und von der Tasche geht es dann ins eigene Bett.
Carola Kuhn: "Was wir auch schon häufig gesehen haben, dass Leute sich den Bettwanzenbefall über den Internethandel mit Gebrauchtwaren in den eigenen Haushalt holen. Zum Beispiel über den Handel mit DVDs oder CDs, da sitzen dann zum Beispiel die Eier in den Hüllen der CDs."
Mario Heising: "Es gibt ganz böse Menschen, die verkaufen selbst ihre befallenen Bettgestelle, wo sie gar nicht dran denken oder ahnen, dass es so was überhaupt geben kann. Mit Büchern aus Bibliotheken ist das auch schnell eingeschleppt."
Carola Kuhn: "Es gibt auch Fälle, da sitzen die dann in der Kleidung oder laufen auf den Leuten herum. Aber das sind eben die Ausnahmefälle."
Bettwanzen halten sich gern versteckt. Kleine schwarze Punkte, der Bettwanzen-Kot, an den Wänden oder am Bilderrahmen sind jedoch ein Hinweis für das ungeliebte Haustier.
Carola Kuhn: "Einen Bettwanzenbefall kann man nicht ohne professionelle Hilfe bekämpfen. Das sollte man auch wirklich gar nicht erst versuchen, denn da ist man erfolglos."
Mario Heising: "Ich habe mal eine Wohnung gehabt, da war wirklich der Wahnsinn, also diese nachtaktiven Tiere saßen bei herrlichem Sonnenschein auf der Gardine und liefen umher. Da waren so viele Bettwanzen, dass keine Verstecke vorhanden waren. Da drückten sich sogar schon die Bilder von der Wand, weil die Larvenhäute sich dahinter so stapelten. Das war alles schwarz. Also die ganze Bude war schwarz."
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