"Stern des Sports“

Beim Vereinssport gibt es nur Gewinner

Ein Spieler von TuS Makkabi Berlin steht auf dem Spielfeld und hält den Ball unter dem Arm. Die Weiß-Blauen tragen auf ihrem Trikot einen verfremdeten Davidstern als Vereinswappen. (aufgenommen 2008)
Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten der Deutschen. © picture alliance / dpa / Georg Ismar
Von Günter Herkel · 01.02.2015
Sport in Vereinen stärkt die Persönlichkeiten von Heranwachsenden. Und ohne Breitensport gibt es später auch keinen Spitzensport. Mit dem "Stern des Sports" wurden auf einer Gala besondere Initiativen aus ganz Deutschland ausgezeichnet. Besonders Inklusion und Integration rücken zunehmend in den Blick der Vereine.
"Ich kann etwas, ich bin stark, ich kann mit anderen zusammen noch mehr – und das sind diese Elemente, die über den Sport hinaus wichtig sind für menschliches Zusammenleben."
Große Worte von Bundespräsident Joachim Gauck auf der Preisgala am vergangenen Mittwoch in Berlin. Denn das Verdienst der Vereine, mittels Sport das Selbstbewusstsein junger Menschen zu stärken, sei gar nicht hoch genug einzuschätzen, findet Gauck. Goldfarbig auch der "Stern des Sports“, um den 17 Sportvereine aus allen deutschen Bundesländern zum Finale antraten. Worum es geht, beschreibt Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.
"Ohne Breite keine Spitze. Wenn ein Kind nicht möglichst früh die grundmotorische Ausbildung in einer möglichst breiten Form erfährt und nicht vom ersten Tag an auf eine bestimmte Sportart fixiert ist, werden nicht irgendwann Spitzenleistungen, im Idealfall auf Weltniveau, kommen."
Den "Großen Stern“ in Gold, dotiert mit 10.000 Euro, räumte ein Projekt aus Bayern ab: die Bananenflanken-Liga vom gleichnamigen Team aus Regensburg. Dort spielen lern- und geistig behinderte Kinder und Jugendliche Fußball. Mit Unterstützung des lokalen Drittligisten Jahn Regensburg startete man im vergangenen Jahr eine eigene Liga. Ein Projekt, das bald bundesweit für Furore sorgen könnte, hofft Vorstandsmitglied Ben Rückerl.
"Wir haben jetzt die erste Saison hinter uns. Und haben durch unser Netzwerk in den acht Jahren, wo es uns jetzt schon gibt, oder neun Jahren fast, natürlich sehr viele Connections bekommen zu anderen Fußballvereinen, mit dem 1. FC Nürnberg, bei St. Pauli, wir haben überall Jungprofis, die uns da unterstützen und Türen aufmachen."
Gänzlich ohne Leistungsdruck
Verlierer gibt es beim Wettbewerb "Sterne des Sports“ übrigens nicht. 14 der 17 ausgezeichneten Vereine teilten sich Rang 4. Für die Vertreter der Klubs vom TSV Hattstedt in Schleswig-Holstein bis zum TV Kappelrodeck aus Baden-Württemberg ist es die verdiente Anerkennung für langjährige meist ehrenamtliche Tätigkeit. Die Konzepte variieren: Mal geht es um Gesundheit und Prävention für die Generation 50+, mal um Selbstverteidigung für Frauen mit und ohne Handikap.
Überhaupt: Inklusion und Integration spielen im Leben deutscher Vereine offenbar eine immer wichtigere Rolle. Beim rheinland-pfälzischen TSV Sörgenloch hat man aus der Not – dem Bevölkerungsschwund – eine Tugend gemacht. Ein ramponierter Fußballplatz mutierte zum Mehrgenerationen-Sportplatz. Vereinsvorsitzender Thorsten Wettig:
"Auch vor Sörgenloch hat der demografische Wandel nicht Halt gemacht, das heißt, es gibt weniger Kinder, die Fußball spielen. Es gibt auch weniger Erwachsene, die Fußball spielen, also hat sich das von unserer Seite her son bisschen verboten, nen reinen Fußballplatz zu machen. Alternativ haben wir dann dies Konzept entwickelt, mit einem Mehrgenerationenplatz, sprich: Dass wirklich alle Generationen, jung und alt, sich an verschiedenen Elementen gleichzeitig betätigen können, ihren Sport ausüben können, Freizeit verbringen können."
Verdienter Lohn: Der mit 5.000 Euro dotierte dritte Platz. Beim Kinder- und Jugendcircus Montelino in Potsdam üben Kinder mit und ohne Handikap Artistik, Jonglieren und Clownsspäße. Und das gänzlich ohne Leistungsdruck.
"Wir stehen jetzt nicht da her und sagen: Ey, du musst jetzt hier diesen Salto lernen, jetzt mach mal, trainier mal! Sondern das Kind sagt: Hey, ich hab Lust, den Salto zu lernen. Sag ich: Ja, kann ich dir beibringen!", ...
... sagt Montelino-Teamer Bileam Tröger. Sein Traum: eine eigene Circusband. Die 7.500 Euro Preisgeld für den zweiten Platz könnten dabei helfen, diesen Traum zu realisieren.