Stefan Weber

Das kulturelle Erbe Syriens retten und bewahren

Stefan Weber, Direktor des Berliner Museums für Islamische Kunst
Stefan Weber, Direktor des Berliner Museums für Islamische Kunst © Bernd Weingarten
Stefan Weber im Gespräch mit Ulrike Timm · 03.03.2017
Seit Stefan Weber als junger Mann nach Istanbul und Anatolien reiste, schlägt sein Herz für den Orient. Der Direktor des Berliner Museums für Islamische Kunst hat sich vorgenommen, das syrische Kulturerbe zu retten und für eine Zeit nach dem Krieg zu bewahren.
Er hat sich vorgenommen, das syrische Kulturerbe zu retten und für eine Zeit nach dem Krieg zu bewahren. Stefan Weber, Direktor des Berliner Museums für Islamische Kunst, will über 100.000 Dateien anlegen und Scouts vor Ort schulen, vor allem in Aleppo.
"Wenn man hilflos von außen zuschaut, kann man eigentlich nur dokumentieren, also arbeiten wir an einem nationale Archiv, einem visuellen Archiv zu den wichtigen Örtlichkeiten des Landes. Wir haben natürlich mit wichtigen Bauten archäologischen Städten angefangen. Es geht aber natürlich auch um die Kulturlandschaft als solches."
Weber weiß, dass die größten Kulturgutzerstörungen in der Nachkriegszeit, bei einem raschen Wiederaufbau, zu befürchten sind.
"Unsere Erinnerungskultur, und überhaupt ein Archiv zu habe, ist nur wichtig für das kollektive Gedächtnis, sondern auch für uns Menschen beim Wiederaufbau. Wenn wir etwas wieder rekonstruieren oder reparieren oder anders interpretieren wollen, dann brauchen wir Vorlagen und dieses Gedächtnis das bauen wir in einer Datenbank auf mit über 150.000 Einträgen."
Seit Stefan Weber als junger Mann nach Istanbul und Anatolien reiste, schlägt sein Herz für den Orient. Er lebte in Damaskus und Beirut. Für den gebürtigen Aachener sind Okzident und Orient schon immer kulturell eng verbunden. "Im Gespräch" erläuterte er dies anhand des Beispiels von Musikinstrumenten.
"Wir haben Darstellung von der arabischen Laute in der Kunst und 'Laute' kommt eigentlich durch das arabische Wort 'al Oud' - al Oud ist die Laute. Und die kommt im 11., 12., 13. Jahrhundert nach Europa. Sie ist die Mutter der Gitarre. Und ich kürze das auch gern ab und sage, ohne die arabische al Oud oder die arabische Laute wäre weder Elvis Presley noch John Lennon noch Jimmy Hendrix möglich gewesen."
Mit seinem Museum will er erreichen, dass die vielen Fragen an den Islam in unserer Gesellschaft beantwortet werden können, auch dass Muslime der dritten Generation in Deutschland einen Identifikationsanker und eine Verbindung zur Kultur ihrer Großeltern finden.
"Eigentlich ist das, was wir kulturell sind immer schon durch Vernetzungen entstanden. Es gibt, ich würde sagen, kein Objekt, was nicht durch Migration von Ideen, Techniken, Moden entstanden ist. Und wir leben eigentlich in einer Wirklichkeit, die durch diese globale Pluralität zum Ausdruck kommt."
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