Stadtgestaltung

Neues Leben im Madrider Süden

Fans von Atletico Madrid stehen an den Kassen des Stadions Vicente Calderon nach Karten an. Das Stadion soll schon in wenigen Monaten abgerissen werden.
Fans von Atletico Madrid stehen an den Kassen des Stadions Vicente Calderon nach Karten an. Das Stadion soll schon in wenigen Monaten abgerissen werden. © picture alliance / dpa
Von Daniel Sulzmann · 04.07.2016
In Madrid ist eine ganz besondere Parkanlage entstanden: "Madrid Rio". Dabei wurde im Süden der Stadt die Autobahn unter die Erde verbannt und oben drüber wurde ein Park angelegt. In wenigen Jahren wird auch ein Fußballstadion der Grünfläche weichen.
Kindergeschrei, Familien, die Picknicken. Fahrradfahrer, Fussballspieler – es ist eine Idylle, hier im Süden von Madrid. Und sie hat einen ganz einfachen Namen: Madrid Rio. Madrid Fluss direkt übersetzt. Früher gab es hier nur ein dominierendes Geräusch: Autos.
Dann entschloss sich die Stadtverwaltung einen kilometerlangen Streifen am Fluss Manzanares in eine grüne Oase zu verwandeln, die Autos kamen unter die Erde. Für Juan etwas Sehr postives:
"Sie haben ein Gebiet für Autos und Luftverschmutzung in einen Park verwandelt," sagt er.
Und die Leute hier lieben ihren neuen Park. Vor allem, weil er für die aktiven etwas ist. Rutschen, Wasserspiele, Trinkwasserbrunnen, Fahrradfahrer in hohem Tempo, an allen Ecken Spielplätze und zum Teil sogar große Bäume, die eigens eingepflanzt wurden. Überall gibt es Cafes, Tamara z.B. arbeitet hier immer im Sommer als Kellnerin:
"Also, seitdem hier alles umgebaut worden ist, ist es wunderschön geworden, gerade hier, wo die Kinder immer mit dem Wasser spielen können, es gibt zwei Restaurants und vier Cafés zum Draußensitzen, verteilt auf den ganzen Park und natürlich auch immer eine Bar - mir würde es gefallen, hier was zu essen und zu trinken anstatt arbeiten zu müssen" sagt sie und lacht.
Madrid Rio das hat den ganzen Süden von Madrid aufgewertet. Hier, wo in Sichtweite das bald abgerissene Stadion Vicente Calderón von Atletico Madrid daran erinnert, dass der Süden mit seinem Schlachthof, seinen Sandbänken am Fluss an denen ganz früher einmal die Wäsche gewaschen wurde, immer das Viertel der kleinen Leute war.

Der arme Süden ist nun grün und attraktiv

Fernando ist von Kopf bis Fuss auf Rollerskaten eingestellt. Er wohnt in der Nähe, Mit Helm, Ellenbogenschonern und Knieschützern noch etwas Etwas wackelig unterwegs ist er an einem sonnigen Samstag einer von tausenden, die den neuen Park mit seinen mehr als 33.000 Bäumen für das eigene Freizeitvergnügen nutzen:
"Der Süden war immer arm und der Norden von Madrid immer reich, aber dieser Park, der auch in New York sein könnte, hat hier alles komplett verändert, die Karten sind neu gemischt."

Und auch wer früher direkt an der Autobahn gewohnt, hat mit dem Park sogar noch ein Geschäft gemacht, in Spanien wo die meisten Leute Eigentümer der Immobilie sind, die sie bewohnen: "Dank des Parks sind die Preise hier schon tatsächlich gestiegen."
Und natürlich weiß auch Fernando, dass ein paar Meter unter ihm immer noch die Stadtautobahn M-30 verläuft. Doch hier oben, ist davon nichts mehr zu merken, außer, dass gelegentlich ein Lüftungs- oder Rettungsschacht daran erinnert, dass die Stadt Madrid für mehr als vier Mrd. Euro die einstmals das Ufer des Flusses Manzanares verpestende Autobahn komplett unter die Erde verlegt hat.
2003 begannen die Bauarbeiten. Aber fertig ist der Park noch nicht ganz . Wenn in einigen Jahren das Fussballstadion von Atletico Madrid abgerissen sein wird, das durch einen Neubau im Osten der Stadt ersetzt wird, dann wird der Park erweitert. Und dann kommen die Leute vielleicht von noch weiter her, diese Frau nämlich ist aus Toledo. Rund 70 Kilometer von Madrid entfernt. Und sie ist begeistert von Madrid Rio:
"Ja, wir müssen ja herkommen. Bei uns gibt es so etwas nicht."
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