Stadion in Hamburg

Balsam für die HSV-Fans

Die Imtech-Arena in Hamburg wird umbenannt: Bald spielt der HSV wieder im Volksparkstadion.
Die Imtech-Arena in Hamburg wird umbenannt: Bald spielt der HSV wieder im Volksparkstadion. © dpa / picture alliance / Axel Heimken
Von Günter Herkel · 15.02.2015
Die Fans des HSV jubilieren. Nach Jahren des permanenten Namenswechsels soll die heimische Arena wieder so heißen wie in den ruhmreichen Tagen von Uwe Seeler und Ernst Happel: Volksparkstadion. Doch der Grund dafür sind nicht allein nostalgische Gefühle.
Stadionumbenennungen sind längst nichts Ungewöhnliches mehr bei Profivereinen. Beim HSV verwirrte allenfalls der vergleichsweise häufige Wechsel. Es begann im Sommer 2001, als man die Namensrechte an den US-Internetgiganten AOL verkaufte. 2007 mutierte der Stadionname zur reichlich umständlichen HSH Nordbank Arena. 2010 schließlich übernahm das Hamburger Anlagebau-Unternehmen Imtech. Mochte der HSV auch sportlich meist in den unteren Tabellenregionen dümpeln - im Ausverkauf der Tradition, so spotteten die leidgeprüften Fans, war man allemal Spitze.
Dabei ist es mit der Werbewirkung so eine Sache. Gelegentlich ist nur für Einheimische durchschaubar, welches Unternehmen hinter dem neuen Namen steckt. Für wen, bitte schön, wirbt die MDCC-Arena in Magdeburg? Oder die SGL-Arena in Augsburg? Dass ein Revierklub die Biermarke, die in der Halbzeitpause über seinen Tresen geht, in den Namen integriert, erscheint immerhin zielgruppenaffin.
Retortenteams und nahezu baugleiche Arenen
Wenn aber der legendäre Fürther Ronhof erst als Playmobil-Stadion, später als Trolli-Arena gedemütigt wird, dürfte es so manchem Fan die Schamröte ins Gesicht treiben. Drittligist Dynamo Dresden brachte es fertig, vom Traditionsnamen Rudolf-Harbig-Stadion reichlich geschmacklos auf Glücksgas-Stadion umzusteigen. Was nicht nur bei der in unmittelbarer Nähe angesiedelten Jüdischen Gemeinde ungute Assoziationen weckte.
Fallen in Fußballerkreisen Namen wie Stadion Rote Erde, Tivoli oder Glückauf-Kampfbahn, stellt sich bei ergrauten oder zumindest traditionsbewussten Fans meist ein verträumtes Lächeln ein. Die Erinnerung rührt an Zeiten, da die Stätte sportlicher Erfolge und historischer Niederlagen noch identitätsstiftende Wirkung hatte. Eine Wirkung, die angesichts der Millioneninvestments von Großkonzernen wie SAP, Red Bull oder neuerdings VW in Retortenteams ihrer Wahl und in nahezu baugleiche Arenen mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren scheint. Gerade Traditionsklubs wie der HSV, Werder Bremen oder Eintracht Frankfurt fürchten, im Wettbewerb mit dieser neureichen Konkurrenz auf der Strecke zu bleiben.
Eine Kapitalspritze von knapp 19 Millionen Euro
Vor diesem Hintergrund ist die jetzt angekündigte Rückkehr zum guten alten Namen Volksparkstadion durch den Logistik-Unternehmer Kühne Balsam auf die Wunden der HSV-Fans. Die Triebfeder für Kühnes Handeln aber dürfte nicht allein die nostalgischen Gefühle der Nordkurve sein. Für seine Kapitalspritze von knapp 19 Millionen Euro erwarb der knallharte Geschäftsmann im Gegenzug 7,5 Prozent Anteile am notorisch klammen Klub. Ein Deal, der unterm Strich nicht zu Kühnes Schaden ausfallen dürfte. Wirtschaftsprüfer hatten den Wert des Klubs um einiges höher taxiert.
Die Fans wird das nicht kümmern. Sie werden froh sein, dass der Investor der Versuchung widerstand, den Dino der Bundesliga womöglich in einer Kühne + Nagel-Arena auflaufen zu lassen. Allerdings, dies belegt eine von Reporterlegende Manni Breuckmann immer wieder gern erzählte Anekdote, ist auch ein Teil des jugendlichen HSV-Anhangs nicht immer geschichtssicher. Einmal habe er den Dialog zweier weiblicher Fans verfolgt, die sich über die soeben erfolgte Umbenennung der damaligen HSH-Nordbank-Arena in Imtech-Arena aufgeregt hätten. Das sei doch unterirdisch und Verrat an der Tradition, habe die eine gesagt. Darauf die andere, bestätigend: "Für mich bleibt es immer die AOL-Arena!"