Sportgeschichte

Das Tennisspiel mit bloßer Hand

Drei Tennisbälle in der Hand eines Spielers
Bevor es Tennis gab, erfüllte die Hand ganz allein die Funktion des Schlägers. © picture alliance / dpa
Von Fritz Schütte · 06.07.2014
Zur barocken Residenz gehörte das Ballhaus. Dort wurde "Jeau de paume" gespielt, ein auch "Kaatsen" genannter Vorläufer von Tennis, bei dem man den Ball mit der Hand schlug. Im 18. Jahrhundert kam der Sport aus der Mode.
"Es beginnt mit Servieren, Aufschlag."
Ein kühner Strich mit dem Kugelschreiber zu einem Kreuzchen ins gegnerische Feld.
"Spieler Nummer eins schlägt auf. Der steht hier. Zwei und drei sind Feldspieler. Die stehen hier. Und einer von denen muss auch aufschlagen."
Kaatsen gehört zu den Sportarten, deren Regeln man sich gar nicht oft genug erklären lassen kann. Der Aufschlag muss in dieses mit Linien markierte 5 mal 19 Meter große Feld kommen. Und die Mannschaft, die da steht, versucht, den Ball zurückzuschlagen...
Dann wird gewechselt: die Mannschaft, die aufgeschlagen hat, geht ins Feld und versucht, den Ball weiter zurückzuschlagen als der Gegner vorher.
"Beide Mannschaften bestehen aus drei Spielern. Der Aufschläger schlägt den Ball ins Feld, ins Perk, der gegnerischen Mannschaft. Die versucht, ihn zurückzuschlagen, bevor er zum zweiten Mal aufkommt. Dort, wo er landet, wird ein Holzklotz hingelegt, ein Kaats. Dann wechselt der Aufschlag."
Ein Video bestätigt die Vermutung. Kaatsen besteht fast ausschließlich aus Aufschlag und Rückschlag. Dronrijp in der niederländischen Provinz Friesland. Eine Wiese am Dorfrand. Sattgrüner Rasen. Im Hintergrund ein malerischer Kirchturm. Nach Feierabend wird gekaatst.
Keine langen Ballwechsel
Mit der bloßen Hand wird der Ball ins rund dreißig Meter entfernte gegnerische Feld geschlagen. Gar nicht leicht, der Flugbahn der kleinen Kugel zu folgen. Wie schwer muss es erst sein, sie zu treffen? Das tut sicher auch weh, darum tragen die Spieler beim Rückschlag einen Handschuh.
Längere Ballwechsel wie beim Tennis - Fehlanzeige. Es scheint eher die Ausnahme zu sein, dass der Ball nach dem Rückschlag ein drittes Mal erwischt wird.
"Es gibt 130 Vereine, 20 davon außerhalb Frieslands. Hier hat jedes Dorf seinen Verein. Wir haben eine erste Liga, die Hauptklasse, und eine zweite, in der das Niveau aber nicht so hoch ist."
Noch traditionsreicher als die Vereine sind die großen Turniere, erzählt Sportjournalist und Autor Johannes Lolkama.
"Der älteste Kaatsclub ist von1885 und das wichtigste Turnier, de PC, ist sogar noch älter, von 1854. PC, steht für Permanente Commissie. Bei der Permanente Commissie handelt es sich um den fünfköpfigen Vorstand einer Stiftung, die das Turnier veranstaltet."
"De PC ist immer noch das wichtigste Kaatsfest in Friesland. 6000 Sitzplätze. 10.000 Zuschauer. Doppelt so viele Anfragen nach Eintrittskarten."
De PC, wie das Turnier im Volksmund heißt, ist sogar älter als das weltberühmte Tennisturnier in Wimbledon.
Am fünften Mittwoch nach dem 30. Juni, so will es die Tradition, wird die Kleinstadt Franeker zum Mekka des Kaatssports. Am Abend vor dem großen Ereignis überträgt Omrop Fryslân, der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Region Friesland, live aus der Kneipe neben dem Spielfeld.
"Das Wort Kaatsen kommt vom französischen chasser. In Frankreich spielten es im Mittelalter die Mönche im Kloster. Sie schlugen den Ball auf das Schrägdach über dem Kreuzgang. Wenn er bis auf die Galerie flog, gab es einen Punkt."
"Der Ursprung von unserem Kaatsen mit seinen Spielregeln liegt in Nordwestfrankreich, in der Picardie. Das war ungefähr 1180."
Adel übernahm das Spiel von den Mönchen
Der Sporthistoriker Pieter Breuker hat an der sechsteiligen Dokumentation Keatse yn Europa mitgearbeitet, einer der ersten eigenen Fernsehproduktionen von Omrop Fryslân. Friesisch mit niederländischen Untertiteln.
"In Frankreich übernahm der Adel gegen Ende des Mittelalters das Spiel von den Mönchen. Sie nannten es Jeu de Paume."
"Und so ist es nach Norden gekommen. Wir wissen, dass in Friesland seit 1250 gekaatst wird."
Im sechzehnten Jahrhundert entwickelte sich eine Hallenvariante mit Netz und Schlägern, ähnlich dem heutigen Tennis. 1650 soll es allein in Paris über einhundert so genannte Ballhäuser gegeben haben, mehr als im gesamten deutschsprachigen Raum zur damaligen Zeit.
Tübingen, Ingolstadt, München, Passau, Gotha, Berlin. In keiner Residenz- oder Universitätsstadt fehlte ein Ballhaus. Mitte des achtzehnten Jahrhunderts kam der Sport aus der Mode. Die Ballhäuser verfielen oder wurden umgebaut. Varianten des Kaatsens werden heute nur noch in Belgien gespielt, im Baskenland, in der Region um Valencia und in Irland.
"Die Frage ist nun, wie kann es geschehen, dass ein Volkssport, der bis ins siebzehnte Jahrhundert hinein weit verbreitet war, und auch von Adel und Bürgertum betrieben wurde, geographisch und auch sozial an Boden verlor. Denn es ist von einem Sport, der auch von den höheren Ständen gespielt wurde, zu einem Sport des einfachen Volkes geworden."
"Ein Grund ist, dass zumindest in den Niederlanden im siebzehnten Jahrhundert Adel und Bürgertum von Kaatsen auf Kolven umstiegen, einem Vorläufer des modernen Golf."
Auch das Kolven hat in den Niederlanden überlebt. In Nordholland sind noch vierzehn Kolfbahnen in Betrieb. Kolven wirkt noch exotischer als Kaatsen. Auf beiden Seiten des achtzehn mal fünf Meter großen Spielfeldes stehen Pfosten, die es zu treffen gilt. Der Ball wird mit einer Art Hockeyschläger geschlagen. Die Präzision erinnert an Minigolf.
"Es war ein zivilisierter Sport. Man brauchte nicht mehr mit der Hand spielen, sondern benutze einen Schläger. Und in den Niederlanden hat das dazu geführt, dass die höheren Stände von Kaatsen auf Kolven umstiegen. Das Volk hielt am Kaatsen fest."
Der Umschwung vollzog sich im siebzehnten Jahrhundert, innerhalb weniger Jahrzehnte. Historisch gesehen also sehr schnell.
"Bis 1900 wurde fast noch überall in den Niederlanden gekaatst. Dann kamen Fußball, Hockey und Tennis auf. In Holland verschwand das Kaatsen und ist heute nur noch in Friesland ein wichtiges Kulturelement."
"Die Frage ist nun, wieso der Sport in Friesland bewahrt geblieben und im Rest der Niederlande verschwunden ist. Ich glaube, dass ein wichtiger Grund dafür die Organisation ist. In Friesland wurden genau zum richtigen Zeitpunkt Verbände gegründet. Und ein weiterer Grund ist das Interesse der Gastwirte daran, Wettkämpfe zu organisieren. Das taten sie nicht aus Liebe zum Sport, sondern weil Kaatsen ein einträgliches Geschäft war."
"Acht Uhr, wenn ich richtig mitgezählt habe."
K.O.-Runde mit 16 Teams
Die morgendliche Ansprache des Vorsitzenden der Permanente Commissie ist ein jährlich wiederkehrendes Fernsehritual, erklärt Onno Falkena, Mitarbeiter des Senders Omrop Fryslân.
"Er spricht darüber, was die Leute miteinander verbindet, über Identität. Und jetzt redet er auch über den Euro, über Europa und über die Olympischen Spiele und die Sehnsucht von Keats - Liebhabern, um auch mal olympischer Sport zu werden."
Niederländisch Kaatsen, Friesisch Keatse. Das liegt eng beieinander. Ansonsten können Holländer Friesisch ohne Sprachkurs nicht verstehen. Heute ist die Provinz zweisprachig. Aber das mussten sich die Friesen erst erstreiten. Noch 1994 gab es täglich nur eine Stunde Fernsehen auf Friesisch. Die Rede des Vorsitzenden der Permanente Commissie war früher eine Demonstration für die Gleichberechtigung der friesischen Sprache.
An den Masten wehen die Fahnen friesischer Städte und Gemeinden. Rituale, die man auch von den vergleichsweise jungen olympischen Spielen her kennt. Eingefasst von mit blauweiß gestreiften Zeltbahnen überdachten Tribünen der heilige Rasen des Franeker Kaatsfeldes, des Sjûkelân. Zwei Türme schließen es zur Stadt hin ab.
In einer K.O.-Runde stehen sich 16 Teams gegenüber. Keine Vereinsmannschaften, sondern Spieler, die sich aus rein sportlichen Erwägungen zusammengetan haben.
Auf dem Spielfeld werden zwei Partien parallel ausgetragen, sonst ist das Pensum an einem Tag nicht zu schaffen.
Wenn es einem Spieler gelingt, den Ball über das Tribünendach hinweg zu schlagen, geht ein Raunen durchs Publikum.
"Das Spielfeld ist 61 Meter lang. Gute Spieler können leicht so weit schlagen. Ein richtig weiter Schlag misst 80 bis 90 Meter."
1972 wurde in Franeker das Kaatsmuseum eröffnet, als erstes Sportmuseum der Niederlande.
"Ein guter Kaatsball ist hart, gefüllt mit Kalbs- oder Kuhhaar und wiegt 24 Gramm. Und den musst du mit der bloßen Hand aufschlagen. Du kannst ihn auch mit der bloßen Hand zurückschlagen, aber weil er sehr hart ist, ... der hier ist schon ein bisschen ausgeleiert....darfst du einen Handschuh tragen."
Am Miniatur - Kaatsfeld erläutert Piet Breuker die Finessen beim Aufschlag.
"Der Aufschläger muss versuchen, den Ball so zu schlagen, dass man ihn nicht zurückschlagen kann."
Eine Möglichkeit, den Ball so zu schlagen, dass der vordere der beiden Feldspieler nicht mal an ihn ran kommt, wenn er die Hände ganz nach oben reckt, dass er sich dann aber gleich hinter ihm senkt, damit der hintere Spieler ihn auch nicht erreichen kann.
Wenn der zu weit vorne steht, versucht man den Ball hinter ihm zu platzieren. Wenn der Gegner Rechtshänder ist, und das sind ja die meisten, ist es die Kunst, den Ball nicht auf diese Seite zu schlagen, sondern auf die andere.
Die besten Aufschläger können dafür sorgen, dass der Ball ganz flach unmittelbar hinter der Vorderlinie ins Feld kommt, und der ist auch sehr schwer zurückzuschlagen.
Eine Kaatspartie kann sich hinziehen
Es ist Mittag geworden. Am Würstchenstand haben sich Schlangen gebildet. Die ersten Zuschauer steigen von Kaffee auf Bier um. Zeit für eine Zwischenbilanz.
"Eine richtig große Überraschung war noch nicht dabei. Dieses Team, das ich schwächer eingeschätzt hatte, hat sich durchgesetzt. So geht's. Man kann nicht alles vorhersehen."
Eine Kaatspartie kann sich hinziehen. Aber glücklicherweise nicht so lange wie ein Tennismatch, bei dem der Spieler erst punkten kann, nachdem er sich einen Vorteil erspielt hat.
"Ich bin aber auch schon mal erst um zehn Uhr abends hier weggekommen. Regen. Unwetter. Dann spielen sie nicht. Ich hoffe, dass der letzte Schlag um sechs Uhr ausgeführt wird.
Man sitzt ja den ganzen Tag auf einer Holzbank. Aua."
"Eine Kaatspartie dauert ungefähr fünfzig Minuten. Aber die effektive Spielzeit beträgt vielleicht zwanzig Minuten. In den übrigen dreißig Minuten passiert gar nichts. Sie warten oder wechseln die Positionen. Und für einen Außenstehenden, der nicht weiß, wie es steht, kann es furchtbar langweilig sein."
Merkwürdig, dass sich der Sportfan in Mittelalter und früher Neuzeit ausgerechnet für dieses Spiel begeisterte? Wahrscheinlich war ihm jede Pause willkommen, um eine Wette zu platzieren. Neuer Schlag, neues Glück.
Wie langweilig müsste ihm ein heutiges Fußballspiel vorkommen? Eine Wette eingehen und dann neunzig Minuten auf das Ergebnis warten.
"Beim Kaatsen ist das anders. Hier gibt es immer eine Chance, auch wenn ein Team noch so aussichtslos zurückliegt. Auf der Pressetribüne werden Lunchpakete gereicht. Radioreporter informieren die Hörer live über das Geschehen auf dem Rasen. Niederländisch hört man hier so gut wie gar nicht. Erst seit 1932 sind die Provinzen Holland und Friesland durch eine Straße verbunden, die dreißig Kilometer schnurgerade über den so genannten Abschlussdeich führt. Auf der einen Seite die Nordsee, auf der anderen das IJsselmeer. Jeden Morgen fahren Pendler über den Abschlussdeich zur Arbeit nach Holland, in den Westen, wie es hier heißt. Wenn ich dann im Westen sage, ich gehe nach dem PC in Zeitung oder Zeitschrift, dann haben die am Anfang immer gesagt: Ja, das ist vielleicht interessant. Mach mal! Und dann habe ich immer versucht, so wenig wie möglich darüber zu schreiben, wie die Regeln sind. Denn dann ist man schon fünfhundert Wörter los, bevor man zum Eigentlichen kommt, zur Atmosphäre oder anderen Sachen."
Ton van Dijk ist ein bekannter Journalist und ehemaliger Chefredakteur. Seine Reportagen werden in allen großen Zeitungen gedruckt. Er ist in Amsterdam geboren und hat dort gelebt, bis er vor 22 Jahren ganz nach Friesland umsiedelte.
"1972 haben wir ein Haus gekauft in einem Dorf hier in der Nähe. Und da habe ich das Kaatsen kennen gelernt und dachte, das ist doch ziemlich spannend, interessant. Und da habe ich das auch selber gemacht im Dorf, und dann habe ich gehört vom PC, dass das das Wimbledon vom Kaatsen ist. Und dann bin ich da hingegangen. Zwei Jahre bin ich nicht da gewesen, einmal krank und einmal Ferien. Also, ich bin ein alter Gedienter, ein alter Hase. Ich brauche auch nicht mehr zu fragen, ob ich eine Pressekarte kriegen kann. Die wird mir automatisch zugeschickt."
"Du musst schnell sein und ahnen, wohin der Ball kommt. Die Gabe hat nicht jeder. Es gibt nur ein paar, die sie haben."
Einer der Schläger war 2,10 Meter groß
Johannes Lolkama blättert in einem Ordner mit Zeitungsartikeln.
"Das war er: Hotze Schuil, ein einfacher Arbeiter aus Harlingen. Ich habe ihn gut gekannt."
Er war zwei Meter zehn. So groß, dass er, wenn aufschlug, schon voraussah, was passieren würde. Er schlug auf, und dann lief er schon dahin, wo der Rückschlag landen würde. Kaum zu glauben! Alle fragten sich: Wie ist das möglich! Er hat dem Ball einen besonderen Effet mitgegeben, so dass der Rückschlag einfach nur da landen konnte, wo er stand, oder ins Aus ging.
"Ich habe mal einen interviewt, das war Piet Jetze Faber, der ist auch sehr berühmt, und da haben wir eine Liste gemacht, was er so über die Jahre alles gewonnen hat: zwölf Fahrräder, dreizehn Fernsehapparate, acht Waschmaschinen, zehn Uhren, halbes Schwein, Schaf, Ziege. Da muss man mit einer Ziege nach Hause, wenn man gewonnen hat."
Bei de PC wurden von Anfang an Geldpreise ausgelobt. 1854 bekam jeder Spieler des Siegerteams 36 Gulden und einen Blumenkranz. Im 19. Jahrhundert ging es nicht mehr nur um die Ehrenpreise, sondern man konnte mit dem Kaatsen richtig Geld verdienen. Kaatser kamen oft aus armen Verhältnissen, und für den Sieg bei einem Turnier gab es drei bis vier Wochenlöhne.
"Ich habe mal ausgerechnet, dass die besten Spieler im neunzehnten Jahrhundert fünf bis sieben durchschnittliche Jahresgehälter nebenbei verdienen konnten. Heute verdienen die besten Spieler, männlichen Spieler muss ich dazu sagen, schätzungsweise zehn- bis fünfzehntausend Euro im Jahr."
Geld ist der Anreiz dafür, sich Jahre lang zu quälen, zu trainieren und Turniere zu besuchen, bestätigt der fünfmalige PC-Gewinner Sake Porte. Das Profitum findet er wichtig für den Erhalt des Sports, denn Jugendliche würden nach den Zukunftsaussichten fragen und auch nach den Verdienstmöglichkeiten der Stars.
De PC ist das höchstdotierte von allen Turnieren. Neben dem Geldpreis gewinnt das Siegerteam gouden tientjes, Goldmünzen aus den 30er-Jahren.
"Die kosten heute vielleicht 400 Euro pro Stück. Das ist ziemlich viel. Bei anderen Turnieren gewinnen sie vielleicht 200 Euro pro Nase und hier gewinnen sie zwei- bis dreitausend Euro."
Königsball für die besten Teams
Dass Kaatsen ohne Geld nicht funktioniert, war der Grund dafür, dass die Wettbewerbe unter deutscher Besatzung ausfielen. Ins Weltbild der Nazis passte es nicht, dass man Sport auch betreiben kann, um Geld zu verdienen.
"Die deutschen Besatzer unterschieden zwischen Amateur- und Profisport. Und Kaatsen war in ihren Augen ein Profisport. Wir finden auch, dass Kaatsen zu Friesland gehört, meinten sie, aber wenn ihr weiter kaatsen wollt, müsst ihr die Geldpreise abschaffen. Der Vorsitzende des Niederländischen Kaatsverbands war, wie wir sagen, deutschfreundlich, hat sich aber trotzdem gegen die Deutschen entschieden mit dem Argument: Zum friesischen Kaatsen gehört nun mal, dass Kaatser mit dem Kaatsen Geld verdienen. Und wenn das nicht erlaubt wird, dann sagen wir alle Wettbewerbe ab. Und das ist auch geschehen."
Wer de PC gewonnen hat, bleibt in Erinnerung. Es geht um Ehre, um Gold und den Königsball für den besten Spieler des Siegerteams.
"Das ist die höchste Auszeichnung: zum König ausgerufen zu werden. Dann bekommst du diesen silbernen Ball umgehängt. Der Kommissar des niederländischen Königs in Friesland hat ihn 1883 gestiftet."
Im Friesischen gibt es einen Ausdruck: "Wer einmal PC-König war, bleibt es sein Leben lang."
"Eine dreiköpfige Kommission erklärt einen Spieler des Siegerteams zum König. Das ist eine reine Geschmacksfrage. Es muss nicht unbedingt der sein, der die meisten Punkte erzielt hat."
"Auf dem Königsball ist ein friesisches Gedicht eingraviert, das älteste übers Kaatsen. Soll ich es mal vorlesen?"
Der Kommissar des Königs und die Permanente Commissie haben mich gesandt dem König des Tages als Ehrenpfand. Seitdem gehe ich von Hand zu Hand, solang nicht ausstirbt die friesische Art und Franeker sein Kaatsfest wahrt.
Pünktlich um 17 Uhr beginnt das Finale, für das sich erwartungsgemäß die Vorjahressieger qualifiziert haben. Aber sie tun sich schwer mit den Herausforderern. Den ersten Satz haben sie klar verloren. Auch im zweiten stand es schon 1 zu 5.
Doch die Altmeister sind noch einmal herangekommen. Jetzt steht es 4 zu 5. Der nächste Schlag kann das Spiel entscheiden.
"Das Faszinierende ist an diesem Sport, es ist zu verschiedenen Momenten der Tod oder die Gladiole, wie man in Holland sagt, der Tod oder die Blume, der Tod oder der Triumph. Man kann mit einem Schlag alle seine Punkte wieder verlieren. Dann hat man sehr gut gespielt. Aber man geht nach Hause und hat gar nichts. Keinen Punkt. Das sind natürlich die schönsten Momente, wenn es hier heißt: Alles oan'e hang. Dann haben beide Teams genau dieselbe Punktezahl, und es fehlt nur noch ein Schlag. Also, man schlägt auf, und das andere Team soll diesen Ball zurückschlagen. Es geht dann um die Spannung. Trifft das andere Team, kann es den Ball aus dem Feld hinaus schlagen , dann haben sie gewonnen. Fällt der Ball wie tot neben sie, dann hat das andere Team gewonnen."
Und dann ist das hier ganz still, dann hört man das Laufen auf dem Gras. Man hört den Kontakt mit dem Ball. Man sieht den Ball, und dann kommt die Entscheidung. Wenn das geschieht, und manchmal geschieht das, dann ist es wie wenn ein anderer eine Fahne auf den Gipfel des Mount Everest steckt.
Mehr zum Thema