Sport und Propaganda

Von Bernd Sobolla · 07.09.2009
Der Film "Berlin '36" erzählt die Geschichte der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, die auf Druck der USA zwar 1936 in die deutsche Olympia-Mannschaft aufgenommen wurde, aber letztlich nicht an den Spielen teilnehmen durfte.
Szene aus dem Film: " Was ist los?
Gewisse Leute wollen, dass du nach Deutschland zurückkommst. Du sollst an den Olympia-Vorbereitungen teilnehmen.
Ich soll was?
Die USA drohen mit einem Boykott der Spiele.
Ich gehe nicht zurück.
Wegen Hitlers Rassenpolitik.
Ich gehe nicht zurück! "

Es ist ein Hochsprung der besonderen Art: Der Jude Edwin Bergmann schickte seine Tochter Gretel nach London, weil er wollte, dass sie in England in Sicherheit sei. Jetzt überredet er sie, die als beste deutsche Hochspringerin gilt, zurückzukommen. Denn die Nationalsozialisten drohen ihn bzw. seine Familie zu verhaften, wenn sich Gretel weigert. Gretel gibt dem Drängen nach, aber sie hat einen eigenen Plan.

"Sie können mich zwingen, nach Deutschland zurückzukommen, sie können mich aber nicht zwingen, für ihr großartiges Vaterland eine Medaille zu holen."

Eine faszinierende Idee und ein riskantes Spiel zugleich. Doch Leo Löwenstein, ein Vertreter vom jüdischen Sportbund, sieht eine noch bessere Alternative:

"Stellen Sie sich doch einmal vor, Sie holen eine Medaille! Dieses ganze Geschwätz von der Überlegenheit der arischen Rasse wäre doch dann nicht mehr zu halten. Wenn Sie die Nazis wirklich blamieren wollen, müssen Sie sie schlagen."

Gretel wird ins deutsche Trainingslager aufgenommen. Zugleich tun die Nationalsozialisten alles, damit sie bei den Olympischen Spielen nicht gewinnt. In das Rennen um die Olympia-Qualifikation schicken sie sogar die bis dahin unbekannte "Konkurrentin" Marie Ketteler. Bei der es sich in Wirklichkeit um einen Mann handelt, gespielt von Sebastian Urzendowsky. Doch während der Wettkampf-Vorbereitungen entwickelt sich zwischen den beiden Rivalinnen eine nicht eingeplante Freundschaft.

"Kommst du mit? … Ich gehe nur, wenn du auch gehst."

Damit stellt sich die Frage: Kämpfen die beiden gemeinsam gegen die Manipulation oder ist ihr Ehrgeiz größer? Ein Brief, den Gretel kurz vor dieser Entscheidung von den Machthabern erhält, verändert die Situation erneut. "Berlin 36" ist ein geschickt konstruiertes Drama um Anerkennung und Propaganda, Außenseiter und Freundschaft. Im Zentrum mit einer wie immer großartigen Karoline Herfurth.
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