Sport gegen Rechts in NRW

"Der Fußball ist dafür prädestiniert"

Fußballerbeine auf dem Trainingsplatz
Die kulturelle Vielfalt zeigt sich auf dem Platz. © dpa/picture alliance/DENNIS M. SABANGAN
Von Vivien Leue · 06.03.2016
Die Hälfte aller 16- bis 25-Jährigen in Deutschland sind im Sportverein. Umso wichtiger ist es, dass sich die Organisationen gegen Rechts positionieren. Auch die Vereine in der Region Düsseldorf achten darauf, dass das Miteinander verschiedener Herkunftskulturen klappt.
Stefan Monreal steht in roter Trainingsmontur auf dem Fußballplatz des SV Hilden Ost. Seine U-13-Mannschaft trotzt dem leichten Regen und kämpft mit vollem Einsatz um den Ball.
"Wir haben zwei Portugiesen, drei Marokkaner, einen Schwarzafrikaner, es ist schon eine recht bunte Durchmischung. Aber insgesamt sehen sie sich schon als Mannschaft."
Rassistische Anfeindungen hat Stefan Monreal in der Kreisliga, in der die D-Junioren spielen, noch nicht erlebt. Und auch als Leiter der Fußballabteilung des SV Hilden Ost ist ihm so etwas bisher kaum zu Ohren gekommen. Allerdings achten die Vereine in der Region auch darauf, dass das Miteinander verschiedener Herkunftskulturen klappt:
"Das ist natürlich auch der Anspruch, den wir hier als Mannschaftssport vermitteln wollen, dass alle mit dazu gehören und dass wir auch nur gemeinsam den Erfolg feiern können."
Der SV Hilden Ost hat sich deshalb vor knapp drei Jahren der Initiative "Vereint gegen Rechtsextremismus" angeschlossen – einer Kampagne, die unter anderem vom Bundesinnenministerium und dem Deutschen Olympischen Sportbund getragen wird. Seitdem hängt auch ein großes Banner am Hildener Sportplatz: Menschen unterschiedlicher Hautfarbe sind darauf zu sehen, dazu der Slogan: Bunt statt rechts.
"Wir waren alle der Auffassung, dass es unheimlich wichtig ist, was gegen Rassismus zu tun und auch diesen Rechtsrutsch, der teilweise in Deutschland damals schon begonnen hatte, dem darf man natürlich nicht die Türen öffnen."
Der Vorsitzende des SV Hilden Ost, Erwin Weber. Für ihn ist ein vernünftiges Miteinander im Verein, aber auch in der Gesellschaft generell wichtig.
"Ich denke mal, jeder Trainer hier, jeder Verantwortliche, hat die Verantwortung, darauf zu achten, dass nicht irgendwelche Sprüche in die Richtung fallen und dann auch zu sagen: Bei uns nicht."
Weber hat das selbst schon getan – und ein Mitglied wegen rassistischer Äußerungen aus dem Verein ausgeschlossen.
So klar positioniert sich nicht jeder Verein, weiß der Landessportbund NRW. An seinem Sitz in Duisburg erklärt Sprecher Frank-Michael Rall, wo sich besonders häufig rechtes Gedankengut zeigt.
"Man muss festhalten, dass rechtsextreme Tendenzen im Sport - nach Rückmeldung unserer Berater - wenig überraschend ein Thema im Fußball ist, dazu kommen Kampfsportarten."

Fortbildungen zum Rechtsextremismus kaum nachgefragt

Der Landessportbund bietet für Trainer und ehrenamtliche Mitarbeiter von Sportvereinen Fortbildungen zum Thema an. Allerdings wurde dieses Angebot im letzten Jahr nicht ein einziges Mal nachgefragt. Warum?
"Wir haben festgestellt, das liegt nicht daran, dass es keine Vorfälle gibt, sondern es sind nur einzelne Personen und Vereine haben dringlichere Themen. So dass Vereine dieses Thema zurzeit nicht immer ganz oben sehen, so ist die ehrliche Einschätzung."
Klamme Vereinskassen, fehlender Nachwuchs, zu wenige Ehrenamtler – Sportclubs kämpfen an vielen Fronten. Da gerät das Thema Rechtsextremismus und Rassismus schnell mal aus dem Blickfeld, erklärt auch der Referatsleiter Kinder- und Jugendpolitik, Hanno Krüger. Dennoch: Für den Landessportbund ist das Thema immer aktuell, sagt er und erklärt, dass zum Beispiel die jährlich rund 470 jungen Menschen, die im Rahmen der Bundesfreiwilligendienste in den Sportvereinen arbeiten, zum Thema Rechtsextremismus geschult werden:
"Da geht es um das gesamte Paket der Aufklärung: Woran erkenne ich das, dass rechte Tendenzen da sind, bis Handlungsweisen, wie gehe ich darauf zu, wo finde ich Beratungsstellen."
Außerdem hat die Sportjugend NRW gerade das Programm "Klare Kante" gegen Rechtsextremismus und Rassismus im Sport gestartet. Es richtet sich an Jugendliche und will ihnen zum Beispiel im Rahmen eines Projekttages Hilfen an die Hand geben, wie sie mit dem Thema umgehen und selbst Stellung beziehen können.
Beim SV Hilden Ost lernen das die Sportler offenbar von klein auf, denn schon die Jüngsten sehen beim Mutter-Kind-Turnen oder eben in der F-Jugend beim Fußball, dass die Gesellschaft bunt ist. Und auch jetzt, bei der großen Herausforderung Integration von Flüchtlingen ist der Verein vorne mit dabei. Trainer und Fußball-Leiter Stefan Monreal:
"Der Fußball ist dafür prädestiniert, weil man eben auch in vielen vielen Ländern Fußball spielt."
Ein paar neue Trainingspartner hat der Verein schon dazu gewonnen, bei einigen Flüchtlingskindern sind schon die Spielerpässe beantragt.
"Wir wollen die Kinder hier direkt ins Boot holen. Damit man nicht immer über andere spricht, sondern direkt live mit den Kindern in Kontakt kommt und dann auch sieht, was da für tolle Talente mit dabei sind."
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