Spielfilm

Im Umbruch

Von Patrick Wellinski · 12.03.2014
Im ersten Spielfilm des Dokumentarfilmers Haolun Shu muss sich der 17-jährige Xiaoli zwischen zwei Mädchen entscheiden, während sich vor seiner Haustür eine Revolution anbahnt. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden mit einer politischen Dimension.
Xiaolis Mutter hat ihm eine Kamera geschenkt, bevor sie nach Amerika gereist ist. Der 17-jährige Junge soll damit den Alltag und das Leben der Familie und der Nachbarn auf der Shimen Straße in Shanghai festhalten und an die Mutter schicken. Xiaoli streift durch das Viertel und will eigentlich der Mutter nachreisen, denn das China der 1980er-Jahre bietet für einen weltoffenen Jungen nur wenige Freiräume.
Doch dann verliebt er sich in die schöne Lanmi. Später auch in die freche Lili, von der er erfährt dass es in Beijing Studentendemos gegeben habe. Plötzlich schwappen die politischen Wellen auch in die verschlafene Shimen Straße. Und das Weltgeschehen findet vor Xiaolis Haustür statt. Zum Glück hat er die Kamera seiner Mutter.
Jeder muss sich positionieren
Der erste Spielfilm des Dokumentarfilmers Haolun Shu ist still und leise in seiner Herangehensweise. Er zeigt die sozialen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüche Chinas in den 1980er-Jahren durch den Spiegel einer, bisweilen etwas holprig erzählten, Coming-of-Age Geschichte. Denn so wie sich Xiaoli zwischen den beiden jungen Mädchen entscheiden muss, werden sich auch alle Bewohner der Shimen Straße entscheiden müssen, wie sie sich zu den Umwälzungen positionieren.
Das Drängende und Politische dieses Films resultiert dann auch aus seiner strikten Beobachtungshaltung. Hier muss sich jeder entscheiden und keiner kann sich den Änderungen des Landes entziehen. Nicht mal die Bewohner der Shimen Straße in Shanghai.

Shanghai, Shimen Road
China 2011, Regie: Haolun Shu
FSK ab 6 Jahren, 90 Minuten