Spektakulärer Fund

Das Geheimnis der Sphinxen

Karyatiden-Statue in einer Ausgrabungsstädte bei Amphipolis in Nordgriechenland, Aufnahme des griechischen Kultusministerium vom September 2014
Karyatiden-Statue in der Ausgrabungsstädte bei Amphipolis in Nordgriechenland © picture alliance / dpa
Von Thomas Bormann · 21.09.2014
Ein Archäologentraum! In einem riesigen Grab in Nordgriechenland sind große, gut erhaltene Frauenstatuen gefunden worden. Sie stammen offenbar aus der Zeit Alexanders des Großen – und geben den Forschern Rätsel auf. Für wen nur wurde der Grabschmuck angefertigt?
Alexander der Große, der König von Makedonien. Er besiegte die Ägypter und die Perser - er dehnte sein Reich bis zum heutigen Indien aus. Alexander der Große gilt als der erfolgreichste Feldherr der griechischen Geschichte.
Wer darauf wettet, dass in der nun entdeckten Grabstätte bei Amphípolis Alexander selbst begraben ist, der kann für jeden eingesetzten Euro genau 17,50 Euro gewinnen – das jedenfalls bietet ein griechisches Internet-Wettbüro.
Bislang haben die Archäologen Teile der 500 Meter langen Umfassungsmauer freigelegt und zwei Vor-Räume der antiken Grabstätte. Darin entdeckten sie meterhohe Marmorstatuen. Die Archäologin Katerina Peristeri ist begeistert:
"Ein Denkmal mit einem Löwen und mit zwei Sphinxen – es ist in so vollendeter Schönheit gestaltet – die Zukunft wird zeigen, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt."
Nämlich: welche bedeutende Persönlichkeit hier vor mehr als 2300 Jahren zu Grabe getragen wurde.
"Es gehört zu den Prinzipien der Archäologie, nicht zu spekulieren, wer in dem Grab liegen könnte, bis die Ausgrabung abgeschlossen ist."
Stellt die Archäologin klar, und gibt dann aber doch Hinweise:
"Ein Löwe an einer antiken Grabstätte – das bedeutet entweder, dass hier eine entscheidende Schlacht stattgefunden hatte oder aber dass hier ein großer General begraben liegt. Hier hatte es damals keine Schlacht gegeben, deshalb können wir davon ausgehen, dass hier ein General begraben liegt."
Möglicherweise der General Néarchos, der bei Alexanders jahrelangem Feldzug nach Zentralasien dabei war und der die Flotte des Alexanders sicher durch den Persischen Golf leitete.
Zwei Sphinxen in einer Ausgrabungsstädte bei Amphipolis in Nordgriechenland, Aufnahme des griechischen Kultusministerium vom August 2014
Zwei Sphinxen in einer Ausgrabungsstädte bei Amphipolis in Nordgriechenland, Aufnahme des griechischen Kultusministerium vom August 2014© picture alliance / dpa
Ministerpräsident Samaras eilte an die Ausgrabungsstätte
Ganz klar, das Grabmal von Amphípolis in der nordgriechischen Provinz Makedonien wird Touristen anziehen. Ministerpräsident Antonis Samaras eilte auch bereits an die Ausgrabungsstätte. Er sieht hier erneut bestätigt, dass das antike Makedonien voll und ganz zur griechischen Kultur gehört:
"Die Erde unseres Makedonien bewegt unsere Herzen", sagt Samaras, und kritisiert damit indirekt den slawisch geprägten Nachbarstaat mit dem Namen "Republik Makedonien", der sich auch gern auf das Erbe Alexanders des Großen beruft.
Dieser Namensstreit aber interessiert die Archäologen in Amphípolis nicht. Sie graben vorsichtig weiter – und sie sind froh, dass die antiken Baumeister dieser Grabstätte beste Arbeit geleistet haben:
"Was besonders gut ist für uns: Die Baumeister damals haben das Grab sicher versiegelt, weil es für sie von hoher Bedeutung war. Sie hatten Angst, das Grab könnte geplündert werden. Es gab wohl tatsächlich ein paar Grabräuber in früheren Jahrhunderten, aber die kamen nur in die oberen Räume, nicht weiter in den Kern der Grabstätte."
Sagt die Archäologin Katerina Peristeri, während hinten am Absperrzaun wieder einmal Fotografen darum betteln, ein paar sensationelle Bilder von den Ausgrabungen schießen zu dürfen. Ständig fragen sie, wer da im Grab liegt. Ist es General Néarchos? Oder die Frau Alexanders des Großen Roxane?
Oder vielleicht doch Alexander selbst? "Geduld!" antworten die Archäologen, denn es kann durchaus noch ein paar Wochen oder Monate dauern, bis sie alle Räume freigelegt haben und das Rätsel lösen können.
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