Spätwerk

Stimme in Brokat

Der Komponist Richard Strauss (1864-1949) im Arbeitszimmer seiner Villa in Garmisch
Der Komponist Richard Strauss, 1864-1949, im Arbeitszimmer seiner Villa in Garmisch © picture-alliance / dpa / Tourismusverband München Oberbayern
Moderation: Jan Brachmann · 30.03.2014
Auch wer zu Richard Strauss sonst keine rechte Beziehung hat, kann jene Gesänge mögen, die der Komponist ganz am Ende seines Lebens 1948 komponierte und sehr bewusst als "Vier letzte Lieder" bezeichnete. Sie bezeichnen nicht nur den Abschied vom eigenen Dasein, sondern auch von einer kulturellen Ära, die im Verständnis des greisen Komponisten in Barbarei und Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges untergegangen war.
Strauss begriff sich selbst als Teil dieser Tradition, was sowohl in verborgenen Selbst- und Fremdzitaten zum Ausdruck kommt wie in der Textwahl, die am Ende bis in die hochromantische Natur- und Daseinsmystik Joseph von Eichendorffs zurückgreift.
Vom Fortgehen ist die Rede und vom Tod – hintergründig zunächst, am Ende auch direkt. Aber die dunkel schimmernden Brokat-Töne der Musik artikulieren gleichzeitig die Hoffnung, dass kein menschliches Ende einfach nur einen Schlusspunkt setzt, sondern dass es eine Geborgenheit gibt, in der das Wesentliche unseres Seins, Sehnsucht, Liebe und Kreativität zu überleben vermögen.
Jan Brachmann hat für seine Sendung aus dem weit gestreuten Angebot anrührender und kompetenter Interpretationen so unterschiedliche wie die mit Kirsten Flagstadt, Felicity Lott und Nina Stemme ausgewählt – ein Panorama - vorwiegend weiblicher - Gesangskunst der letzten 60 Jahre.