Space Suite in Zürich

Wenn das Hotelzimmer zur Raumstation wird

Komet und Sternennebel im Weltall auf einer Grafik.
Wie im Weltraum fühlt man sich in der "Space Suite". © Imago / Imagebroker
Von Hans-Jürgen Maurus · 05.10.2015
Ein schwebendes Bett, ein Sternen-Wandteppich, ein Astronautenhandschuh als Ablage und Raketentriebwerke als Deckenlampen: Die "Space Suite" im Hotel Kameha Grand Zürich erinnert an einen Science-Fiction-Film. Gestaltet hat sie der Künstler Michael Najar.
Stanley Kubrick stand mit seinem Filmklassiker "2001 – A Space Odyssey" Pate bei dem Projekt, im Zürcher Kameha Luxushotel die erste Space Suite der Welt einzurichten. Dass die Wahl auf den Berliner Künstler Michael Najar fiel, war kein Zufall, betont Hoteldirektor Carsten Rath:
"Die Idee ist gewachsen, ich hab den Michael Najar im Jahr 2000 kennengelernt, und sammle seine Werke seit 2002. Ich wollte einen Künstler, also keinen Oberflächendesigner, engagieren, der relevante Kunst in unser Haus bringt. Und Michael macht ja nicht nur Fotografien, sondern auch Skulpturen. Und er sagte: Lass mich eine begehbare Skulptur machen in Form einer Suite!"
Schon beim Betreten der Suite begrüßt den Gast eine akustische Weltraumkulisse, gleichzeitig fällt auf, das Wohnzimmer hat kein Fenster, das ist gewollt, so Designer Michael Najar, der als erster zeitgenössischer Künstler ins All fliegen will:
"Die Suite hat absichtlich keine Fenster, weil Ziel ist es, einen sehr immersiven Erfahrungsraum zu schaffen, in dem der Gast keine Möglichkeit hat, visuell sich mit seiner Umgebung zu verknüpfen, sprich er kann eben nicht hinausschauen und Zürich oder die Umgebung sehen, sondern er ist abgeschottet und muss sich ausschließlich auf alles konzentrieren, was im Innenraum stattfindet und was natürlich eben mit dem Thema Weltraum zu tun hat."
Live-Schalte zur ISS
Auch ein Fernsehgerät fehlt, bestätigt der Berliner Künstler:
"Die Fernsehprogamme haben wir verbannt, es gibt einen Screen, auf dem aber ausschließlich eine Live-Schaltung zur NASA und auch zur Internationalen Raumstation zu sehen ist."
Fehlende Fernsehprogramme dürften aber die Gäste irritieren, das weiß auch Hoteldirektor Rath:
"Mit den Fernsehprogrammen tu ich mich schwer, da haben Sie Recht, ich hab jetzt ganz viele Fernsehkanäle, alles von ihm ausgesuchte Space-Videos oder seine Kunst, seine Installationskunst, das weiß er noch nicht, wenn ein Gast darauf besteht, dann werde ich ein Video hier reinrollen und werde ihm auch Fernsehkanäle zugestehen. Allerdings nicht fest installiert, denn das wäre der Kunst doch abträglich."
Teppich und Decke sind ebenfalls sphärisch angelegt:
"Der Teppich beruht auf einem Werk und zeigt ein fiktives Universum, welches möglicherweise existiert hat vor dem Big bang, und dieses Motiv wurde als Teppich gestaltet, es zieht sich also durch den gesamten Raum und wurde gleichzeitig auch noch an die Decke appliziert und gespiegelt, so dass Boden und Decke völlig identisch sind, und aufgrund dessen der Orientierungssinn des Gastes hier etwas durcheinander kommt, weil er nicht ganz genau sagen, wo ist oben, wo ist unten?"
Ein schwebendes Bett
Der Clou, ein Astronautenhandschuh dient als Ablage und die Deckenlampen sind Raketentriebwerken nachempfunden. Sie wurden in einem 3D Drucker produziert, auch an ein schwebendes Bett hat der Künstler gedacht:
"Neben dem Verlust des Orientierungssinnes ist ein wichtiger Aspekt im All die Schwerelosigkeit und das Schweben. Und das haben wir versucht in verschiedenen Aspekten in der Suite zu transportieren, u.a. eben auch durch ein schwebendes Bett."
Michael Najar kennt sich bei Weltraumprojekten aus, er trainiert für einen Flug in den Weltraum mit Richard Bransons "Spaceship 2" und hat alle Belastungstests in Zentrifugen und mit einem MIG-Kampfflugzeug bestanden. Als Stanley Kubrick Fan hat der Fotokünstler im Schlafzimmer den Dialog zwischen Dave und dem neurotischen Computer Hal 9000 aus "2001 Space Odyssey" aufdrucken lassen.
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