Soziologe Harald Welzer

Männer brauchen laute Autos

Ein Lamborghini LP 850-4 am Flughafen Bologna.
Braucht man(n) das? Ein Lamborghini LP 850-4 © Deutschlandradio / Ellen Wilke
Harald Welzer im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 28.04.2016
Wir sollen jetzt Elektroautos kaufen. Doch derlei Appelle an die Vernunft findet der Soziologe Harald Welzer wenig überzeugend. Bei der Anschaffung von Autos und Motorrädern gehe es vielmehr um große Emotionen.
Umweltfreundlich und staatlich subventioniert: Wir alle sollen jetzt Elektroautos fahren. Doch derlei Appelle an die Vernunft findet Harald Welzer wenig überzeugend. Vom Rücksitz im VW Käfer aus die Welt erkunden - dieses Bild verbindet er mit seiner Kindheit in den 1960er Jahren. Für Jungen seiner Generation habe es nichts Interessanteres als Autos gegeben - und später Motorräder: Sie verkörperten die eigene Freiheit.
"Ich könnte heute noch niederknien, wenn ich eine Kawasaki Z 1000 vom Baujahr 1978 sehe", bekennt der Soziologe. Motorräder damals seien einfach "naked" gewesen - ohne Plastik und "Gedöns", "wahnsinnig elegant" und mit dem Motor im Zentrum.
Harald Welzer
Harald Welzer, Direktor von "FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit"© Deutschlandradio / Jana Demnitz

Künstlich eingebauter Sound - wie infantil

Und wenn sich Welzer heutzutage Fahrzeuge anschaut? "Heute fahren nur alte Leute diese stinkenden geilen Autos - und zwar deswegen, weil sie aus dieser Generation kommen." Was Welzer an modernen Modellen besonders ärgert, ist der künstlich eingebaute Sound. Außen könne ein Auto "betulich" klingen - "und innen drin haben Sie 'Wummwumm'." Das sei infantil:
"Ich habe als kleiner Junge am Steuer von einem Käfer gesessen, wenn mein Vater irgendwo geparkt hat und saß da drin und habe 'brummbrumm' gemacht. Heute machen das 60-jährige Männer in ihrem Jaguar. Die machen 'brummbrumm'. Dann merkt man mal, in welche Dimensionen das abgedriftet ist. Das ist alles nur noch Simulation und völliger Quatsch."
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