Souljazz Orchestra aus Kanada

Tanzbarer Widerstand

Von Jutta Petermann · 14.09.2015
Die sechsköpfige "Souljazz Orchestra" aus Ottawa ist für seinen fulminant-pulstreibenden Mix aus Afrobeat, Latinjazz und Funk bekannt. Ihr Album "Resistance" ist durch die kapitalismuskritische Occupy-Bewegung inspiriert.
Zouk, Cadence, Coupé-Décalé oder Kompa, wie hier gerade zu hören – so heißen die exotischen, vor allem in der französischsprachigen Welt bekannten Musikstile, derer sich das Souljazz Orchestra auf seinem neuen Album "Résistance" bedient. Von der Elfenbeinküste stammen diese Sounds und synkopierten Rhythmen genauso wie aus Guadaloupe und Haiti. Der Haupt-Songschreiber und Keyboarder des Souljazz Orchestras Pierre Chrétien liebt am Kompa seit seiner Jugend vor allem den karnevalartige.
"Meine Eltern haben zum Tanzen ebenso oft ein haitianisches Kompa Album aufgelegt wie ein französisches Diskoalbum. Und Ottawa ist bekannt für seine große haitianische Szene, so dass es diese Musik schon eine Weile gibt. Und weil die Band ja halb französischsprachig ist, deshalb tut es gut, etwas mehr französischen Inhalt reinzugeben. Das war ein ganz natürlicher Schritt."
Zusätzlich zu Englisch und Patois wird auf "Resistance" nun auch auf französisch gesungen. Das passt zu den sehr bunten Stammbäumen der fünf gebürtigen Kanadier und dem einen US-Amerikaner. Ihre Vorfahren stammen aus Frankreich, Nigeria, Italien, Jamaika, England, Holland, aus der Slowakei oder waren kanadische Ureinwohner. Das wichtigste bleibt aber der musikalische Ausdruck und das Souljazz Orchestra legt Wert auf einprägsame Texte, Rhythmen und Melodien.

"Wir lieben es, wenn alle tanzen und mitsingen, wenn jeder teilnimmt und alle die Musik gemeinsam entstehen lassen. Deshalb ist es wichtig, dass wir einfache, eingängige Melodien haben. Ich versuche es, nicht zu knifflig zu machen. Viele Jazzer, die diese Art von Musik angehen, packen dann fette Akkorde da rein und überkomplizierte Melodien à la Charlie Parker aber das nimmt der Musik ihren ganzen Zauber."
Scharfe sozialkritische Texte
Keine Verkünstelung also – der folkloristische Ursprung ihrer Songs soll unbedingt erhalten bleiben. Überhaupt ist den fünf Männern und einer Frau das Nahe dran sein wichtig, nahe am Publikum, nahe am Menschen. Für sie schreibt Pierre Chrétien seine scharfen sozialkritischen Texte, wie etwa das Stück "Bull’s Eye".

"Es wurde von der Occupy Bewegung inspiriert. Mit dem Bullen ist die Bullenstatue auf der Wallstreet gemeint, die ein Symbol für den entfesselten Kapitalismus geworden ist. Es ist ein Unterstützungs-Lied für die arbeitende Bevölkerung und verurteilt die kapitalistische Ausbeutung."

Resistance ist der Titel des siebten Albums, gar nicht so sehr im umstürzlerischen Sinne gemeint, viel mehr fordert der Begriff auf, dagegen zu halten und auf unterhaltsame und lebensbejahende Artandere Sichtweisen zu artikulieren, nicht alles einfach hinzunehmen und andere nicht allein zu lassen.

"Wenn eine kleine Minderheit der Weltbevölkerung den allergrößten Anteil des Wohlstandes kontrolliert, dann ist das ein Problem. Es geht aber auch um den persönlichen Widerstand, um den täglichen Kampf darum, das Essen auf den Tisch zu bringen und es gibt musikalischen Widerstand, wir machen hier keine Popmusik, das ist künstlerisch motivierte Untergrund Musik."