Soul

Uhrwerk trifft Seele

Von Martin Böttcher · 11.06.2014
Lee Fields ist ein echter Soul-Veteran: bald ein halbes Jahrhundert auf der Bühne, rund ein Dutzend Alben aufgenommen, nach wie vor unterwegs. Jetzt gibt es eine neue Platte von ihm und seiner Band The Expressions – "Emma Jean" heißt sie.
Soul-Musik ist nicht gleich Soul-Musik: Motown Soul, Southern Soul, Northern Soul, Neo-Soul – es kommt einiges zusammen. Auch der Retro Soul ist inzwischen längst ein eigenes Genre: Musik, die sich nach früher, nach der goldenen Ära von Soul anhört, die aber etwas Modernes hat - halb Original, halb Plagiat. Immer wieder tauchen Sounds und Riffs auf, die einem bekannt vorkommen, die aber als Ganzes dann doch neu und einzigartig sind.
Seelenvoll und präzise
Natürlich kann man so etwas schlechter oder besser angehen. Lee Fields geht es sehr gut an: seine Stimme ist ziemlich eindrucksvoll, Schmerz und Leiden schwingen darin mit. Seine Band, die Expressions, deren Mitglieder sehr viel jünger sind als der 63-Jährige, hält unbeirrbar Takt und Rhythmus. Präzise wie ein Uhrwerk spulen die Musiker ihr Programm ab. Aber mit Präzision allein kommt man beim Soul nicht weit – seelenvoll muss es sein und seelenvoll sind die Expressions.
Besonders gut gefällt mir Lee Fields übrigens, wenn er in seinen Liedern ein bisschen die Handbremse anzieht und sich an langsamen Balladen abarbeitet - auch dafür gibt es auf "Emma Jean" genug Beispiele.

Lee Fields & The Expressions: "Emma Jean"
Label: Truth & Soul Records