Souad Mekhennet

Stoßen Sie auch an Grenzen?

Die Journalistin Souad Mekhennet zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur.
Die Journalistin Souad Mekhennet zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur. © Deutschlandradio - Andreas Buron
Moderation: Katrin Heise · 21.01.2015
Souad Mekhennet, Buchautorin und Journalistin mit Wurzeln in Marokko, lässt nicht locker: Sie machte sich auf die Suche nach einem untergetauchten Nazi-Verbrecher, interviewte einen IS-Kommandeur und Männer, die bereit sind, für ihren Glauben zu sterben.
Wenn Souad Mekhennet an ihre Jahre als kleines Mädchen in Marokko zurückdenkt, dann fällt ihr ihre damals beste Freundin ein: die Tochter jüdischer Nachbarn. "Warum gibt es hier keine jüdischen Kinder?", fragte die kleine Souad, nachdem ihre Eltern sie nach Deutschland, nach Frankfurt zurückgeholt hatten. So erfuhr das Mädchen vom Holocaust - ein Thema, dass später auch die erwachsene Autorin und Journalistin beschäftigte.
In Deutschland ist jetzt ihr Buch "Dr. Tod" über den KZ-Arzt Aribert Heim erschienen - einen der meistgesuchten NS-Verbrecher, der in Kairo untertauchte und 1992 dort starb. Doch die Journalistin, die für eine ZDF-Dokumentation mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sucht nicht nur nach den Spuren untergetauchter Nazi-Verbrecher, sondern ergründet in ihren Büchern (u.a. "Die Kinder des Dschihad") und Artikeln für die New York Times, für die FAZ und andere deutschen Zeitungen auch, warum Menschen sich radikalisieren.
Journalistin "mit Migrationshintergrund"
So recherchiert sie, warum sich junge Menschen von der radikalen Bewegung Islamischer Staat (IS) rekrutieren lassen und begibt sich dabei selbst in gefährliche Situationen. Stößt sie mit ihrer Gründlichkeit manchmal an Grenzen? Ist es das Risiko wirklich wert? Stört sie sich daran, als deutsche Journalistin mit Migrationshintergrund in eine Schublade gesteckt zu werden?
Souad Mekhennet hat als junge Nachwuchsjournalistin nach dem 11. September 2001 erfahren, was es heißt, marokkanisch-türkische Wurzeln zu haben:
"Ich bin an Grenzen gestoßen in meiner Karriere. Und stoße immer noch an Grenzen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es wäre nicht so. Es gab eine Situation nach dem 11. September, in der mir ein Redakteur eines sehr bekannten deutschen Mediums sagte, ich solle mich darauf konzentrieren, in Moscheen und islamischen Buchhandlungen zu recherchieren, denn sonst könnte man mich eventuell für eine Taliban-Studentin halten, wenn ich versuchen würde, mit Deutschen - mit 'Deutsch-Deutschen', so hatte er es genannt - ins Gespräch zu kommen."
Mehr zum Thema