Solidarität mit Mali

Von Martina Zimmermann · 18.02.2013
Timbuktu, Gao, Djenné - in Mali gibt es zahlreiche Orte, die zum Teil schon seit den 80er-Jahren zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Islamisten haben Teile dieser historischen Stätten zerstört. Am Montag veranstaltete die UN-Organisation einen "Tag der Solidarität mit Mali".
Auf dem Solidaritätskonzert heute Abend spielten Musiker aus Mali, unterbrochen wurden die Bands von Filmen und Reden von Ministern aus Frankreich und Mali sowie Unesco-Generalsekretärin Irina Bokova, die auf die Vielfalt der Kulturen in Mali hinwies.

Sängerin Angélique Kidjo, die an diesem Abend moderierte, betonte, dass auch unter diesem Krieg die Frauen und die Mädchen am meisten leiden. Unter den Islamisten sei Vergewaltigung zur Kriegswaffe geworden.

Zuvor hatten Experten aus Mali und aus aller Welt beraten, wie die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation zum Wiederaufbau und zum Erhalt der Weltkulturstätten beitragen kann. Samuel Sidibe, der Direktor der Museen Malis, zum derzeitigen Zustand:

"In den besetzten Zonen sind die Kollektionen in Gefahr. Seit der Besetzung von Gao zum Beispiel ist das Museum dort geschlossen. Der Mangel an Lüftung kann eine Gefahr darstellen, Insekten, Motten etc. Wo die Islamisten Mausoleen und Objekte zerstört haben, hat der Terror bewirkt, dass die Menschen, zum Beispiel im Land der Dogon sich aus Angst von ihren Objekten getrennt haben. Manche versuchen sie zu verkaufen, ich habe selbst rund 30 Objekte erwerben können. Aber andere werden dem illegalen Handel zugeführt."

Ungewiss ist noch, was in Timbuktu passiert ist. Die Stadt mit ihren historischen Moscheen und heiligen Gräbern war im 13. Jahrhundert ein blühendes Handelszentrum, in dem Berber, Mauren, Tuareg, Mandinka und Bambara lebten. Es war auch Mittelpunkt eines reichen intellektuellen Lebens, wie 45 000 handgeschriebene antike arabische Manuskripte belegen:

"Alle Manuskripte im ehemaligen Zentrum wurden nach Bamako gebracht. Aber einen Teil konnten wir nicht herausschaffen. Während des französischen Militäreinsatzes haben die Islamisten Feuer gelegt. Man kann sich auch vorstellen, dass sie Teile der Manuskripte mitgenommen haben. Wir müssen zuerst mal feststellen, was genau verschwunden ist und was verbrannt wurde."

Die wertvollen Schriften aus neun Jahrhunderten erzählen die Geschichte der Region, beinhalten Notizen aus Mathematik, Astronomie, Musik und Poesie. Abdelkader Haidara brachte den Grossteil in einem abenteuerlichen Rettungsschmuggel in Sicherheit.

"Wir haben sie weit weg vom Kampfplatz gebracht. Wir haben es geschafft, unser Kulturerbe zu retten, es ist sogar das Kulturerbe derer, die zu den Waffen gegriffen haben. Wir haben es für alle gerettet. Wie bleibt ein Geheimnis. Vielleicht werden wir Ihnen bald mehr erzählen."

Die Manuskripte dokumentieren einen bedeutenden Teil der Menschengeschichte, aber sind auch ein wichtiger Faktor für die Wiederversöhnung nach dem Krieg, meint der Direktor der Museen Mali Samuel Sidibe:

"Nach dem Terror der Islamisten muss unser Kulturerbe im Mittelpunkt der Erziehung stehen, im Mittelpunkt des interkulturellen Dialogs. Die Kultur wird die soziale Kohäsion stärken und die Toleranz. In Mali geht es darum, eine Kultur der Toleranz und des Respekts der kulturellen Vielfalt zu schaffen."

Experten aus Mali und aus aller Welt arbeiteten einen Aktionsplan aus, der die Restaurierung und den Wiederaufbau der beschädigten Bauwerke vorsieht. Der fürs Weltkulturerbe zuständige Unesco-Direktor Lazare Elundo:

"Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Gao, Timbuktu und Kidal sollen miteinbezogen werden, damit diese Arbeit nachhaltig ist."

Als erstes will die Unesco Experten hinschicken, um den Zustand von Gebäuden und Schriften festzustellen. Diese Mission soll 10-11 Millionen Dollar kosten. Sie soll beginnen, sobald es die Sicherheitslage erlaubt. Es waren heute also erst mal viele gute Absichtserklärungen, die Malis Kulturminister Bruno Maiga so kommentiert:

"Wir kamen mit Vertrauen zu dieser Begegnung und wir kehren mit noch mehr Vertrauen heim. Der echte Schatz von jemand ist nicht, was er in der Tasche hat, sondern wenn er weiß, dass er sich auf andere verlassen kann. Wir sind überzeugt, dass wir nun auf die internationale Staatengemeinschaft zählen können, auf die Unesco und auf Frankreich, damit unser Kulturerbe wieder gesundet."
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