Sofia Rei auf Europa-Tournee

Sangeslustige Selfmade-Frau

Die US-amerikanische Sängerin Sofia Rei singt am 17.05.2013 auf dem Moers Festvial in Moers beim "Song Project" des US-Komponisten John Zorn.
Die Sängerin Sofia Rei bei einem Konzert in Moers © dpa / Bernd Thissen
Von Katrin Wilke · 18.02.2015
Sofia Rei, singende Multi-Instrumentalistin mit griechisch-argentinischen Wurzeln, lebt seit langem in New York. Auf einer kleinen Europa-Tour kommt sie jetzt auch nach Deutschland: mit dem Perkussionisten Tupac Mantilla und dem Gitarristen JC Maillard.
E-Gitarre und rustikale Folklore-Perkussion vertragen sich prima in Sofía Reis Musik, in der nicht selten Naturbeobachtungen mit philosophischen Betrachtungen kunstvoll verwoben werden.
Sofía Rei widmet ihre Kompositionen gerne Orten oder Personen aus ihrem Leben. Das elektronisch-jazzigere Stück namens "Mundo Piedra" bedenkt all die, die gegen Gleichgültigkeit und Stille kämpfen, vorneweg die Mutter in Buenos Aires: Von der Philosophin und Politologin erbte die Singer-Songwriterin wohl die Lust am Reflektieren, die sich auch in ihren Liedtexten spiegelt. Ihre frühe Sangeslust verdankt die Argentinierin dagegen niemanden in der eher musik-fernen Familie.
New York - ein inspirierender, aufregender Ort
2001 ging die klassisch ausgebildete Vokalistin in den USA, zunächst nach Boston, um dort Jazz und improvisierte Musik zu studieren, später nach New York. Ein inspirierender, aufregender Ort, an dem die musikalische Panamerikanistin mit den richtigen Leuten ihre aus solidem, vor allem spanischsprachigen Songwriting, diversen Latin-Folk-Traditionen und Jazz gespeisten Visionen entwickelt.
"Das Unglaublichste an New York ist die Energie. Sehr stark, vom ersten Moment an, wo du sie betrittst und spürst, wie eine Art Sturm dich mit sich reißt, dich antreibt, immer weiter zu suchen, Projekte zu machen, auf interessante Leute zu treffen. Auf der anderen Seite ist diese unaufhaltsame Energie auch ermüdend. So ist es zum Beispiel unglaublich, verschiedene Arten von Musik finden zu können - aus aller Welt zu jeder Zeit in jedem Viertel der Stadt. Derart viele Informationen und Geschehnisse sind mitunter schon etwas erdrückend. Doch generell finde ich bis zum heutigen Tag alles noch recht faszinierend."
Und weiter:
"In einem Konzert kam mir das Gefühl, dass jedes Lied eine ganz andere Persönlichkeit verkörpert, jede von ihnen mich aber auch ausmacht. So geht's von einem sehr traurigen, melancholischen Song zu einem, wo man eine euphorische Person verkörpert. Im nächsten womöglich jemanden aufgebrachten, wilden. Angesichts dieser Kontraste, dieser Farbpalette kam mir "De tierra y oro" "Aus Erde und Gold" in den Sinn, wo es einerseits um die Verbindung zum Publikum geht und um ebendiese, etwas schizophrene Vielfalt dieser Personen, die in Wirklichkeit alle Teil von mir sind."
Das feine Gold und die erdige Ursubstanz. Das bildhafte Gegensatzpaar dient Sofía Rei als Titel ihres aktuellen, dritten Albums "De Tierra y Oro". Das damit umschriebene innere Patchwork mag so manch einen überfordern. Für die Argentinierin mit griechisch-spanischen Wurzeln scheint es eine Herausforderung zu sein, Quell ihrer künstlerischen Kreativität.
Charismatische Selfmade-Frau
Die menschlich wie künstlerisch charismatische Sofía Rei ist nicht zuletzt eine selbstbewusste Selfmade-Frau. So produzierte sie auch ihr letztes Album allein mit ihrem langjährigen Bassisten Jorge Roeder. Auch ist die Elektronik ihr Plaisir, die im Studio und live verwendeten Loops. Beim Auftritt im kleineren Verbund begleitet sie ihre berührenden Gesänge auch schon mal gerne selbst auf dem Charango oder diverser Perkussion.
Eins der eher wenigen nicht eigenen Stücke in Sofía Reis Repertoire ist "La Llorona". Bei ihr tritt die uralte mexikanische Weise allerdings in eher ungewöhnlichem Gewand auf, einem Landó. Dieser afroperuanische Rhythmus ist unter den vielen ihr vertrauten Stilen der, der der weltgewandten Argentinierin besonders am Herzen liegt.
"An eine einheitliche Musik Lateinamerikas zu denken, ist der Wahnsinn, hat doch jedes Land abertausende, total verschiedene kulturelle, musikalische Expressionen. Aber mein Herz hängt schon sehr am Landó, an dieser ganzen afroperuanischen Musik - ich fand das immer faszinierend. Es gibt einfach gewisse Musikstile, bei denen man immer noch mehr Möglichkeiten des Ausprobierens und Auslotens verspürt, v.a. rhythmisch - stets sehr wichtig für meine Musik, meine Lieder."

Sofia Rei in Concert
- Berlin am 18.02.2015 um 20:00 Uhr
Barkett, Czeminskistr. 10, 10829 Berlin
- Halle am 19.02.2015 um 20:00 Uhr
Objekt 5, Seebener Straße 5, 06114 Halle/ Saale