Smoothies statt Smirnoff

Im Trend? - Partys ohne Alkohol

Superfood wie Weizengras - vor allem Smoothies werden gerne damit angereichert.
Der Barkeeper als Smoothie-Kreateur: Die Ersatzdroge bei Partys ohne Alkohol. © dpa / picture alliance /Chema Moya
Von Andi Hörmann · 18.03.2017
Die "DetoxRebels" haben einen neuen Trend ausgerufen: Partys ohne Alkohol. Dafür werden gesunde Smoothies ausgeschenkt. Kein Lallen an der Bar, keine provokanten Flirts, alles sehr gesund - Askese statt Exzess. Da fehlt was, meint unser Autor, der sich das in Köln angeschaut hat.
Die Beats knallen, angeregte Unterhaltungen auf der Tanzfläche, der Groove fährt langsam in die Körper - hört sich nach einer ganz normalen Party an. Von wegen! Normal ist anders.
Jonas Höhn
"Wir wollen so ein bisschen das Party-Geschehen aufwirbeln und sagen, dass auch eine Party ohne Alkohol funktioniert."
Party ohne Alkohol? Klingt nach Fritten ohne Fett. Locker oder langweilig? Einstellungssache. Alles eine Frage der Zutaten.
Jonas Höhn
"Coole Beats, frische Smoothies, alkoholfreie Getränke und trotzdem hat man Spaß, hat man einen coolen Abend und geht nach Hause mit neuer Energie für den nächsten Tag."

Ohne Alkohol zur besten After-Work-Zeit

Köln, Mittwochabend, 18:00 Uhr. Beste Afterwork-Zeit. Ein neu eröffneter Fitness-Club - für eine Nacht umfunktioniert in eine Party-Location.
Martin Bressem
"Die Stimmung kommt von den Leuten. Das ist oft das, was noch nicht jeder verstanden hat, dass eigentlich die Euphorie oder der Spaß vom Menschen selber kommt und nicht erst dann, wenn man Alkohol getrunken hat."
Jonas Höhn und Martin Bressem strotzen nur so vor Energie. Typ: Sportliche Start-Up-Einsteiger. Beide Mitte 20, in Sneakers, Jeans und T-Shirt. Mit ihrem Party-Konzept wollen sie eine Revolution anzetteln - das Nachtleben umkrempeln, die Partynacht entgiften.
Martin Bressem
"Deswegen sind wir auch die "detoxRebels", weil wir nicht den klassischen Detox machen, sondern auf eine ganz andere Art und Weise - mit Spaß, Leichtigkeit und ohne Regeln."
An der Cocktail-Bar rattert der Obst- und Gemüse-Mixer. Die Bartender sehen nach Laboranten aus. Bio statt Chemie.
Barkeeper
"Da ist kein Alkohol drin, das ist gesund: Da sind jetzt Ananas drin, Trauben, Spinat, Ingwer, Zitrone und Wasser."

Gurke und Möhre im Glas statt Wodka

Keine Spirituosen, der Spirit steckt in den Vitaminen.
Besucherin
"Ich habe mir hier so eine wunderschöne Gurke und eine Möhre im Becher geholt. Man kann hier gar nicht sündige, man bekommt nur gesunde Sachen, man wird komplett vollgestopft mit gesunden Sachen."
Die Gäste finden das cool. Kein Wunder: Sind ja überwiegend gesund aussehende Fitness-Freaks und lustige Lifestyle-Blogger.
Besucherin
"Man kann auch ohne Alkohol Spaß haben: Den Spruch kennen wir doch alle."
Martin Bressem
"Können wir dich gleich auf ein Getränk einladen?"
"Auf was denn?"
"Kokos-Wasser, Ingwer-Shot? Was hättest du den gerne? Ein Smoothie?"
"Ingwer-Shot klingt gut. Dann hoffen wir auf einen Placebo-Effekt."
Martin Bressem
"Ich finde es schon sehr scharf. Ich würde es eher funktional sehen, weil es auch ein Immun-Boost ist, durch den Ingwer, durch die Zitronen, die da drin sind. Aber ich finde auch, dass es schmeckt. Probier mal. Prost!"
Gegen 21 Uhr gibt es noch einen Life-Act: Der Name des Duos könnte auch Programm sein: "Bad Influence". Also der schlechte Einfluss Alkohol. Beatboxing und Violine.

"Als hätte man einen Klostein gefressen"

Vor dem Fitness-Studio steht dann tatsächlich einer der Gäste beim Rauchen. Skeptisch gegenüber der Party-Idee "katerfrei" zieht er an seiner Selbstgedrehten.
"Ich hab mir das mal angeschaut. Man merkt es dem Publikum schon ein bisschen an. Irgendwie fehlt mir das Bier. Das ist ja keine Frage."
Den Ingwer-Shot geht er aber doch noch mal probieren.
"Als hätte man so einen Klostein gefressen. War auch von der Farbe her ähnlich wie ein Klostein. Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken. Aber es brennt immer noch."
Es ist befremdlich! "Katerfrei" - eine Party ohne Alkohol. Die Stimmung ist so nüchtern wie die Gäste: Kein Lallen an der Bar, keine provokanten Flirts, die Leute sehen einfach nur gut aus und erfreuen sich an ihrem gesunden Life-Style. Nach dem Exzess kommt also die Askese. Ansonsten gilt: Lifestyle-Change ist das neue Rebellentum. Das schreiben sich die "detoxRebels" jedenfalls auf die Fahne.
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