Slowakei

Radioquote für heimische Musik

Robert Fico, Ministerpräsident der Slowakei, geht an einer Reihe Mikrofone vorbei
"Das ist auch eine Frage der slowakischen Identität", sagt Robert Fico, Ministerpräsident der Slowakei. © dpa/picture alliance/Ian Langsdon
Von Stefan Heinlein · 09.06.2015
Mit festen Quoten für slowakische Musik im Radio will die Regierung in Bratislava die eigene Musikbranche fördern und die Identität stärken. Die Radiosender befürchten jedoch, dass ihnen durch die starren Quoten die Hörer weglaufen.
Platz 32 in den Charts. Die Gruppe Gladiator ist populär in der Slowakei. Doch das ist eher die Ausnahme. Gegen die internationale Konkurrenz sind die heimischen Künstler meist chancenlos. Kaum gehört und kaum gespielt - ab dem kommenden Jahr wird sich das ändern, so Kulturminister Marek Madaric:
"Nur in unseren Radios hat die slowakische Musik eine Chance. Es ist daher richtig, wenn es künftig feste Quoten gibt. Unser Gesetz ist eine gezielte Unterstützung slowakischer Künstler und Autoren und ein Dienst an den Hörern."
Das jetzt beschlossene Gesetz prägt künftig die Musikauswahl der Redaktionen. 30 Prozent bei den öffentlich-rechtlichen - 20 Prozent bei den privaten Programmen - so die starren Quoten für die Zeit von frühmorgens bis Mitternacht. Ministerpräsident Robert Fico ist zufrieden mit der Arbeit seiner Regierung:
"Das ist auch eine Frage der slowakischen Identität. Wir können sie auf diesem Weg stärken. Außerdem geht es um Arbeitsplätze und höhere Mehrwertsteuereinnahmen."
Nur jeder zehnte Radiosong aus slowakischen Studios
Auch in der Bevölkerung ist die Quote populär. Mehr als 70 Prozent der Slowaken wünschen sich mehr heimische Töne in ihren Radios. Auslöser der neuen Quotenregelung sind jedoch die Klagen slowakischer Musiker. Sie fühlen sich seit Jahren von den Programmen ins Abseits gestellt. Aktuell stamme nur jeder zehnte Radiosong aus slowakischen Studios, kritisiert der Sänger Mato Durinda:
"Viele slowakische Songs haben deshalb keine Chance ein Hit zu werden. Manche Sachen werden überhaupt nicht gespielt. Das neue Gesetz ist deshalb richtig. Wir hatten von der Regierung noch eine wesentlich höhere Quote gefordert."
Doch vor allem die privaten Nischenprogramme sorgen sich schon jetzt um ihre Stammhörerschaft. Viele werden künftig einfach abschalten, befürchtet die jahrelange Chefin der populären Welle Radio Express, Eva Babitzova:
"Das ist schlicht und einfach eine populistische Maßnahme. Der Staat reguliert die Geschäfte privater Unternehmen. Das gefährdet unsere wirtschaftliche Existenz. Viele Programme werden nicht überleben."
Die lautstarke Kritik der Privatsender stößt jedoch im Kulturministerium auf taube Ohren. Im Gegenteil. In zwei Jahren, so der Plan, soll die Musikquote um weitere fünf Prozent erhöht werden.
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