"Slow West"

Modernes Western-Märchen - von einem Schotten erzählt

Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) und Silas Selleck (Michael Fassbender) gemeinsam auf dem langen Weg nach Westen.
Jay Cavendish und Silas Selleck auf ihrem Weg nach Westen © PROKINO Filmverleih GmbH / Filmstill
John MacLean im Gespräch mit Susanne Burg · 25.07.2015
Mit "Slow West" kommt am Donnerstag mal wieder ein (Neo-)Western in die Kinos. Ein modernes Märchen, das im Jahr 1870 spielt und den Mythos Wilder Westen neu belebt. Ein ungewöhnliches Debüt, das der Schotte John MacLean da hingelegt hat. Und ein ungewöhnlich gutes zugleich.
Der 16-jährige Jay hat sich aus Schottland auf den Weg gemacht, um im mehr oder weniger wilden Westen das Mädchen aus der ehemaligen Heimat zu finden, in das er sich verliebt hat. Er trifft auf den Kopfgeldjäger Silas, gespielt von Michael Fassbender, der sich ihm als Wegbegleiter anbietet. Immer wieder werden sie gejagt, sterben Menschen, schnörkellos und fast cartoonhaft.
John MacLean war lange Musiker, "Slow West" ist sein erster Langfilm. Ungewöhnlich ist, dass er sich ausgerechnet für das Western-Genre entschieden hat und sich damit automatisch in eine Linie mit anderen Neo-Western wie "Unforgiven" von Clint Eastwood (1992), "Dead Man" von Jim Jarmusch (1995) oder "True Grit" von den Coen-Brüdern (2010) einreiht.
"Ich dachte, das sei zumindest ein etwas ungewöhnliche Art und Weise, im Kino zu debütieren und seinen Debütfilm als Western zu machen, aber andererseits war ich natürlich der Meinung, dass es durchaus noch etwas zu sagen gibt in diesem Genre. So wollte ich, dass eben die Hauptfiguren Einwanderer und Siedler aus Schottland, aus Irland, aus Skandinavien, aus Deutschland, aber eben auch aus Afrika sind, weil ich glaube, dass das eine sehr realistische Art und Weise war, wie man den Wilden Westen damals eben zu sehen hatte."
Ein Film auch über das Geschichtenerzählen
In gewisser Weise, so sagt MacLean, trägt der Film auch autobiographische Züge, denn die Hauptfigur Jay habe er aufgrund persönlicher Erfahrungen entwickelt:
"Ich war einst auch ein naiver 16-Jähriger, und es geht letztlich um einen Frischling, der plötzlich mit dem Leben klarkommen muss. Und es ist dieser junge Schotte, der eigentlich auch schon in Schottland nicht wirklich seinen Platz gefunden hatte. Er kommt aus einer sehr reichen Familie, war das erste Mal verliebt, aber er passt nirgendwo so richtig rein."
Trotzdem sei "Slow West" natürlich auch ein "Film über das Geschichtenerzählen", so der schottische Regisseur. Gerade die Mythen des Wilden Westens basierten ja auf erzählten Geschichten, und nicht zufällig beginne der Film daher mit den Worten "Es war einmal".
MacLean: "Heute sagt man immer als Brite oder Amerikaner immer 'Das ist mein Land" - aber ich wollte daran erinnern, dass das ja nicht immer so war."
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