"Sire, ich eile" - Voltaire bei Friedrich II.

Sigried Wesener im Gespräch mit dem Autor · 17.01.2012
Friedrich II. wurde immer wieder zur literarischen Figur, sein Briefwechsel mit Voltaire zählt zu den geistvollen und unterhaltsamen schriftlichen Zeugnissen Mitte des 18. Jahrhunderts. In seiner gerade erschienenen Novelle erzählt Hans Joachim Schädlich von absolutistischer Macht und freiheitlichem Denken und der Unmöglichkeit, sie zu versöhnen.
Ein Philosoph regiert ... Er ist aufgeklärt, gebildet, human. Er hat am Tage seines Machtantritts die Folter abgeschafft." Der hier den preußischen Kronprinzen, der soeben König geworden ist, verteidigt, gehört zur ersten Riege der europäischen Aufklärung: der französische Schriftsteller, Essayist und Philosoph Voltaire. Als es 1740 zu einer ersten Begegnung auf Schloss Moyland kommt, stehen der Dichter und der König einer aufstrebenden Großmacht bereits fast vier Jahre in brieflichem Kontakt.

Man korrespondiert auf Französisch, tauscht Freundlichkeiten und Positionen aus. "Werden Sie denn niemals aufhören, Sie und ihre Amtsbrüder, die Könige, diese Erde zu verwüsten...", schreibt Voltaire angesichts des Gemetzels im ersten schlesischen Krieg. Dennoch kehrt der Historiograph und Kammerjunker 1750 Versailles den Rücken und reist nach Potsdam. Erschüttert vom Tod seiner geliebten Émilie du Chatelet, hofft er auf einen geistvollen Gesprächspartner in Sanssouci. Als es 1753 zum Zerwürfnis kommt, wird der einst Umworbene zum Gejagten. Friedrich II. fordert alle preußischen Orden zurück, der erniedrigte Philosoph wird unter Hausarrest gestellt, sein Reisegepäck beschlagnahmt. Friedrich tut alles, um sich zu rächen.

Der mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Hans Joachim Schädlich schreibt erneut über die Unvereinbarkeit von absolutistischer Macht und aufgeklärtem Geist.
Der französische Philosoph und Aufklärer Voltaire
Der französische Philosoph und Aufklärer Voltaire© picture alliance / dpa
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