Sir Richard Attenborough

"Filme mache ich zu meiner Freude"

Der britische Regisseur und Schauspieler Richard Attenborough ist gestorben.
1923-2014: Der britische Regisseur und Schauspieler Richard Attenborough © dpa / picture-alliance / Daniel Deme
Von Jörg Albrecht · 25.08.2014
Der Film "Gandhi" war für den Briten ein Lebenstraum, belohnt wurde Richard Attenborough für seine Regiearbeit dann auch mit acht Oscars. Seine Karriere begann er allerdings in den 40er-Jahren als Schauspieler, erst 1969 führte er das erste Mal Regie. Nun ist Attenborough im Alter von 90 Jahren gestorben.
Filmausschnitt: "Willkommen im Jurassic Park."
Willkommen in einem Film, den Richard Attenborough als Regisseur niemals gedreht hätte. Von Steven Spielberg aber ließ er sich überreden, 14 Jahre nach seinem letzten Auftritt als Schauspieler, wieder auf die Leinwand zurückzukehren. Als John Hammond, Besitzer des von Bestseller-Autor Michael Crichton erdachten Dino-Parks.
Filmausschnitt: "Wir werden ein Vermögen mit diesem Park verdienen."
Ein Vermögen, wie es Steven Spielberg mit "Jurassic Park" und vielen anderen Produktionen gemacht hat, konnte Richard Attenborough mit seinen Filmen nicht verdienen. Wenn er auf dem Regiestuhl Platz nahm, ging es selten um Konfektionsware, wie sie in Hollywood an der Tagesordnung ist.
"Die Filme, die ich mache, passen nicht zu den kommerziellen Kriterien. Sie sind weder völliger Eskapimus noch werden sie von Gewalt oder Sex dominiert. Ich mache Filme, die keine Studioproduktionen sind. Das erlaubt es mir meine Freiheit zu haben, das zu tun, was ich tun will. Die Mehrheit der Verleiher aber findet, diese Filme schwierig zu verkaufen."
Angesehener Schauspieler
Das ist schon so bei seiner ersten Regiearbeit "Oh! What a Lovely War" im Jahr 1969. Attenborough ist bereits Mitte 40 und hat an die 50 Filme gedreht - allerdings als Darsteller. An der Seite von James Stewart ist er in "Der Flug des Phoenix" zu sehen gewesen, zusammen mit Steve McQueen im Kriegsdrama "Gesprengte Ketten".
In den 60er-Jahren gehört der Brite, der die Royal Academy of Dramatic Arts besucht und mit 18 das erste Mal im Londoner West End auf einer Bühne gestanden hat, zu den angesehensten Schauspielern seines Landes. Es ist sein Kollege und Freund John Mills gewesen, der ihm eines Tages das Drehbuch von "Oh! What a Lovely War" zu lesen gibt, einer Leinwandadaption des gleichnamigen Erfolgsmusicals. Attenborough erinnert sich, wie er Mills daraufhin mitgeteilt hat, dass er bereit wäre jede Rolle zu übernehmen.
"Ich spiele alles. Du musst mir nur sagen, was ich spielen soll. Er aber sagte: Wir wollen dich nicht als Schauspieler. Wir wollen, dass du Regie führst. Ich meine, ich hatte nie Regie geführt bei einem Film. Die Leute wussten, dass ich schon immer einen Film über Mahatma Gandhi drehen wollte. Aber das war noch meilenweit entfernt. Und an einem anderen Stoff hatte ich eigentlich gar kein Interesse. Ich wollte nur diesen einen, besonderen Film machen."
Lebenstraum: Film über Mahatma Gandhi
Die Verwirklichung seines Lebenstraums, einen Film über Mahatma Gandhi zu drehen, sollte noch 13 weitere Jahre auf sich warten lassen. Stattdessen lässt sich Richard Attenborough für das Filmmusical-Projekt begeistern und auf das Wagnis Regie ein. Der Lohn: "Oh! What a Lovely War" wird für neun britische Filmpreise nominiert. Der Schauspieler Attenborough lässt von nun an dem Regisseur Attenborough den Vortritt. Nach drei weiteren Ausflügen ins Regiefach nimmt das Projekt "Gandhi" über den Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Ende der 70er-Jahre konkrete Formen an.
"Von allen Filmen, mit denen ich zu tun hatte, ist er wohl der wichtigste meines Lebens. Mit Sicherheit der bedeutendste. Es war ein Film ungeheuren Ausmaßes, der einen wichtigen Teil der Weltgeschichte behandelte. Es ging um einen Mann, der wohl einer der bedeutendsten Menschen aller Zeiten ist. Er hat unser Leben verändert. Er hat geändert, wie die Menschen mit ihren Problemen umgehen, was Opposition und Intoleranz angeht, wie er sie gesehen hat. Und was unser Verhalten angeht, mit dem wir unsere Leidenschaften und Überzeugungen zu erfüllen suchen."
Filmausschnitt aus "Gandhi": "Sie denken doch nicht, dass wir so einfach aus Indien weggehen. / Doch, irgendwann werden Sie bestimmt gehen. Verstehen Sie, 100.000 Engländer werden nicht die Kontrolle über 350 Millionen Inder ausüben können, wenn diese sich weigern, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Acht Oscars für "Gandhi"
Die langen Jahre der Vorbereitung und der Aufwand, mit dem Attenborough "Gandhi" in Szene gesetzt hat, sollten sich bezahlt machen. "Gandhi" mit dem damals kaum bekannten britischen Schauspieler Ben Kingsley in der Titelrolle wird ein Erfolg. Das Epos gewinnt unter anderem acht Oscars, darunter die Preise für den besten Film, Hauptdarsteller und Regie.
"Wir haben nicht einen Moment daran geglaubt, zu gewinnen. Wir dachten ganz ehrlich 'E.T.' würde gewinnen. Und ich glaube wirklich, dass 'E.T.' hätte gewinnen sollen. 'E.T.' ist ein aufregenderer Film gewesen. 'Gandhi' war vor allem ein Statement, großes Erzählkino. Aber als innovativer Kinofilm war 'E.T.' wirklich Magie."
An den Erfolg von "Gandhi" gelingt es Attenborough, der 1976 zum Ritter des Britischen Empire geschlagen und 1993 in den Rang eines Lords erhoben wird, jedoch nicht wieder anzuknüpfen. Weder mit dem Anit-Apartheids-Drama "Schrei nach Freiheit" noch mit seiner Filmbiografie über Charlie Chaplin. Filme für ein interessiertes Publikum wollte Richard Attenborough machen und so lautete das Credo des Regisseurs: Es gibt keinen einzigen Grund einen Film zu drehen, nur um sich selbst eine Freude zu machen.
"There´s no point to make a film solely to please yourself."
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