Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Musik für Kreuzritter und Bären

Alice Sara Ott
Die Pianistin Alice Sara Ott © Esther Haase
21.10.2014
Eines der populärsten Klavierkonzerte steht heute Abend neben einer selten zu hörenden Sinfonie eines überaus beliebten Komponisten. Aus der Tiefe der Volksmusik haben sie beide geschöpft - Antonín Dvořák und Edvard Grieg.
Sein Debüt als Dirigent beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin hat er im Oktober 2012 gegeben - der 1971 in London als Sohn gibraltarischer Eltern geborene Karl Mark Chichon. Studiert hat er an der Royal Academy of Music, assistiert hat er bei Giuseppe Sinopoli und Valery Gergiev. Feste Stellen bekleidete er als Kapellmeister in Graz und an der Lettischen Nationaloper in Riga. Seit 2011 leitet er als Chefdirigent die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.
Karel Mark Chichon ist bekennender Dvořák-Fan und deshalb bemüht, auch die vernachlässigten Werke des böhmischen Meisters zu programmieren - die früheren Sinfonien und die unbekannten Ouvertüren, die nicht so eindeutig tschechisch sind wie die märchenhaften Sinfonischen Dichtungen.
So gut wie nie zu hören ist die Ouvertüre zu Dvořáks Oper "Armida". Dieser Stoff wurde gern und oft in Musik gesetzt - Lully, Händel, Haydn, Rossini und Brahms haben Torquato Tassos Geschichte von der Zauberin Armida und dem von ihr gefangen gehaltenen Ritter Rinaldo vertont. Antonín Dvořáks Version dieser Geschichte ist im Grunde unbekannt geblieben.
Seine fünfte Sinfonie hat Dvořák schon 1875 komponiert, doch erst ein Dutzend Jahre später ging sie in Druck. Deshalb trägt sie auch eine höhere Opuszahl, als es ihre Entstehungszeit vermuten lässt. Wenn an diesem Abend das RSB dieses Sinfonie unter der Leitung von Karel Mark Chichon spielt, wird man verwundert sein, warum sie nicht längst zum Standardrepertoire in den Konzertsälen gehört.
Als Solistin hat das Orchester Alice Sara Ott eingeladen. Sie bringt in das Programm eines der heute populärsten Werke der Gattung ein - das Klavierkonzert von Edvard Grieg. Angesichts der Beliebtheit dieses Stücks heute nicht verständlich ist, dass sich einst Griegs Komponistenkollege Hugo Wolf extrem abwertend über das Konzert des Norwegers geäußert hat: "Dieses musik-ähnliche Geräusch mag vielleicht gut genug sein, Brillenschlangen in Träume zu lullen oder rhythmische Gefühle in abzurichtenden Bären zu erwecken..." Alice Sara Ott wird an diesem Abend gemeinsam mit dem Orchester in jedem Menschen im Saal Brillenschlangen und Bären beschwören - und sicher auch noch viele andere Geschöpfe der Tierwelt. Warum auch nicht? Es muss ja nicht immer Camille Saint-Saëns "Karneval der Tiere" sein.
Live aus der Philharmonie Berlin
Antonín Dvořák
Ouvertüre zu "Armida" op. 115
Edvard Grieg
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
ca. 20.50 Uhr Konzertpause, darin: Alice Sara Ott und Karel Mark Chichon im Gespräch
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76
Alice Sara Ott, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Karel Mark Chichon