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Chinas HNA-Konzern
Um Transparenz bemüht - doch Zweifel bleiben

Für rund 35 Milliarden Euro hat sich die chinesische Unternehmensgruppe HNA weltweit Firmen und Beteiligungen gekauft, von der Hotel-Kette Hilton bis zu einem Zehn-Prozent-Anteil der Deutschen Bank. Nun wurde erstmals die Eigentümerstruktur bekannt gemacht. Doch die Transparenz-Offensive wirft Fragen auf.

Von Steffen Wurzel | 27.07.2017
    Ein Gebäude der chinesischen Unternehmensgruppe HNA in Peking
    Wie zahlungsfähig und vertrauenswürdig ist das chinesische Konglomerat HNA? Das fragt sich nicht nur die EZB, auch in China wächst die Skepsis. (dpa / Yang Zheng)
    Inzwischen interessiert sich unter anderem die Europäische Zentralbank für den chinesischen Mischkonzern HNA, weil diesem zehn Prozent der Deutschen Bank gehören. Die EZB will offiziell prüfen, wie zahlungsfähig und vertrauenswürdig HNA ist. Auch in den USA und in China selbst wächst offenbar die Skepsis. Die Führung in Peking geht zwar nicht offen auf Distanz zu HNA, es mehren sich aber die Zeichen, dass angesichts einer möglichen Schuldenkrise in China die Lage für allzu kauffreudige Konzerne wie HNA schwieriger wird.
    Der Finanzjournalist Philip Lagerkranser sagte im Wirtschaftssender Bloomberg: "Ganz klar: In China haben sich die politischen Trends in den vergangenen Monaten geändert. Finanzielle Stabilität ist in, aggressives Streben nach Beteiligungen im Ausland ist out. Wahrscheinlich spielen vor allem Chinas Staatsbanken eine Rolle, die sich diesem neuen politischen Kurs anschließen."
    Zwei Stiftungen, zwölf Firmen-Manager
    Will sagen: Für den HNA-Konzern ist es offensichtlich nicht mehr so einfach wie bisher, von staatlichen Banken problemlos Milliardenkredite zu bekommen. Im Gegenteil: Auch in China fragt man sich inzwischen offenbar, wie gesund es für ein Unternehmen wie HNA ist, schuldenfinanziert und scheinbar unbegrenzt für zig Milliarden Firmen im Ausland zu kaufen.
    HNA selbst hat Anfang der Woche versucht, in die Offensive zu gehen. Zum ersten Mal wurde offen bekannt gegeben, wem die Firmengruppe eigentlich gehört. Demnach gehören 52 Prozent der Unternehmensanteile zwei Stiftungen; eine mit offiziellem Sitz in New York, die andere aus China. Der Rest der Anteile werde von zwölf Firmen-Managern gehalten.
    HNA feiert das Herausgeben dieser Informationen als riesige Transparenz-Offensive. Für die meisten Beobachter ergeben sich nun allerdings ganz neue Fragen. Zum Beispiel, was das genau für Stiftungen sind und wofür diese ihr Geld ausgeben. Weiter offen ist auch, wie sehr die anderen HNA-Anteilseigner mit der chinesischen Führung in Peking verknüpft sind.