Simbabwe

Biobauer in der Mugabe-Diktatur

Ein Feld mit Mais, im Hintergrund ein Fluss und eine Viehherde in Simbabwe.
Landwirtschaft in Simbabwe © picture-alliance / ZP / Frank Baumgart
Von Leonie March · 19.11.2014
Misswirtschaft, politische Gewalt und die Enteignung weißer Farmer: Wer kann, der geht weg aus Simbabwe. Einer aber hat den umgekehrten Weg gewählt. Ein deutscher Biobauer betreibt dort trotz aller Probleme ein florierendes Unternehmen.
Ein Café an einer belebten Straße in Harare. Auf der großzügigen Terrasse wartet Dominikus Collenberg auf einen Geschäftspartner, tippt noch schnell eine Nachricht in sein Smartphone. Der Terminkalender des blonden Unternehmers ist voll, sein Know-how gefragt. Dabei haben ihn viele vor einigen Jahren noch für verrückt erklärt.

"Wir sind im März 2007 nach Simbabwe gekommen. Unser Container war der einzige, der im Eingangsbereich des Zolls stand. Und es waren 30 oder 50 Container im Export-Bereich. Das heißt, es haben zu dem Zeitpunkt fast alle Menschen, die irgendwie konnten, versucht Simbabwe zu verlassen. Und wir waren wirklich einige der ganz wenigen, die zu dem Zeitpunkt hier angefangen haben."

Damals sind tausende weiße Landwirte gewaltsam von ihren Farmen vertrieben worden, in Simbabwe herrschte Hyperinflation, Misswirtschaft, politische Gewalt.Nicht gerade ein ideales Investitionsklima. Doch der gelernte Biobauer und ehemalige Entwicklungshelfer war überzeugt von seiner Idee: Bio-Kräuter, Gewürze, ätherische Öle und Wildpflanzen für den internationalen Markt.

"Am Anfang war es sicherlich so, dass uns alle mit großen Augen angeguckt haben und es war eigentlich allen klar, dass wir uns in absoluten Nischenmärkten befinden. Wir machen Kräuter und Gewürze, die dann auch noch biologisch zertifiziert sind und jetzt auch noch Fair Trade zertifiziert sind, wir machen das nach ethischen Richtlinien. Eigentlich sind wir von allen Seiten mindestens belächelt worden, wenn nicht mehr. Das hat sich relativ bald geändert und wir werden jetzt in der Zwischenzeit ernst genommen und wir werden deswegen ernst genommen, weil wir ökonomisch robust dastehen und ökologisch nachhaltig arbeiten."
Am Anfang galt Collenbergs Vision als Schnapsidee
Gut eine halbe Autostunde von Harare entfernt, in der ländlichen Region Domboshawa. Steinige Hügel prägen die Landschaft, im Tal mäandert ein Fluss, zwei Frauen mit bunten Kopftüchern und Kittelschürzen pumpen das Wasser auf ihre Felder.
Wir bauen Calendula, Kornblumen, Ananas-Salbei, Thymian und viele andere Sorten an, die in Simbabwe früher niemand kultiviert hat, erzählen Zvinaiye Chirinda und Nyepudzai Sanyika stolz. Einige Pflanzen galten sogar als Unkraut. Auch die beiden Frauen hielten Collenbergs Vision am Anfang für eine Schnapsidee. Aber sie hatten nichts zu verlieren.

"Früher haben wir für die weißen Farmer in der Gegend gearbeitet. Aber dann wurden sie vertrieben und wir verloren unsere Jobs. Wir lebten damals von der Hand in den Mund, konnten es uns nicht leisten unsere Kinder in die Schule zu schicken und hatten kein Geld, um unsere eigenen Felder zu bewirtschaften. Von Biolandwirtschaft hatten wir noch nie etwas gehört. Aber sie kam uns entgegen: Wir brauchten keinen Dünger zu kaufen, sondern lernten, wie man Kompost macht. Dass Pflanzen auch so gedeihen können, war eine echte Offenbarung für uns."

Stolz zeigen die beiden auf ihren hüfthohen Komposthaufen. Zvinaiye Chirinda verteilt die dunkle Erde vorsichtig zwischen den jungen Sprösslingen. Nyepudzai Sanyika beginnt Unkraut zu jäten. Die beiden gehörten zu den ersten der mittlerweile 4500 Bauern und Wildkräutersammlern, die einen Vertrag mit Collenbergs Firma "Organic Africa" unterschrieben haben. Seitdem hat sich vieles verändert, sagen sie. Ein strahlendes Lächeln huscht über die wettergegerbten Gesichter.

"Andere Bauern in der Gegend verkaufen ihre Ernte auf dem lokalen Markt. Häufig ist das Angebot aber so groß, dass sie auf ihren Tomaten, Spinat und Zwiebeln sitzen bleiben. Wir dagegen erhalten immer den gleichen Preis in bar. Pro Saison verdienen wir rund 400 Dollar. Daher kommt es vor, dass sich unsere Nachbarn Geld leihen. Uns geht es besser als ihnen. Unsere Kinder gehen zur Schule, wir können uns Hühner und Ziegen leisten und unsere Häuser nach und nach ausbessern."

Die beiden Frauen schauen in den Himmel. Die Sonne steht im Zenit. Gleich kommen die Kinder aus der Schule. Zeit für’s Mittagessen.
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