Sigrid Löffler zum Tod Umberto Ecos

Ein Intellektueller mit ungeheurer Reichweite

Der italienische Philosoph und Autor Umberto Eco.
Der Schriftsteller, Sprachwissenschaftler und Philosoph Umberto Eco (1932 - 2016) © dpa / picture alliance / Carmen Siguenza
Sigrid Löffler im Gespräch mit Ute Welty · 20.02.2016
Er war gesegnet mit großem Erzähltalent, Humor und einer dreifachen Karriere, würdigt Sigrid Löffler den verstorbenen Umberto Eco. Der Erfolg des Italieners als Weltbestsellerautor, Wissenschaftler und Medienstar war einzigartig, so die Literaturkritikerin.
"Er ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung in seiner ungeheuren Produktivität. Ein Intellektueller mit einer ungeheuren geistigen Reichweite," sagte Löffler im Deutschlandradio Kultur anlässlich des Todes Umberto Ecos.

Großes gesellschaftliches Engagement bewiesen

Eco sei mit großem Erzähltalent gesegnet gewesen, zugleich auch mit Humor und habe starkes gesellschaftliches Engagement bewiesen. Einzigartig sei auch Ecos Karriere in gleich drei Bereichen: Als Weltbestsellerautor und Medienstar, als sehr renommierter Wissenschaftler und Semiotiker sowie als Essayist und Kolumnist.
"Er hat ja in zahllosen Artikeln in Zeitungen und Magazinen zu praktisch allen Fragen der gesellschaftlichen Praxis Stellung genommen, zu Zeitkritik, Medienkritik, Kulturkritik."

Die Grenzüberschreitung war Ecos Thema

Gerade die Überschreitungen der abgegrenzten Bereiche seien für Ecos Werk von Bedeutung, sagte Löffler weiter: "Weil diese drei Bereiche ja in seinem Werk ständig ineinander fließen, ineinander übergehen, also diese Grenzüberschreitung war ja ganz wichtig für ihn." Erfahrbar werde dies sowohl in Ecos Essaybänden wie den Romanen, insbesondere aber auch in seinem Werk "Der Name der Rose", mit dem er 1980 weltweit bekannt wurde. Dabei sei es Eco gelungen das "vollkommen verschollenen Genre des Professorenromans" zu reanimieren und ihm neuen Glanz zu verleihen.

Das Spiel von Wirklichkeit, Geschichte und Fiction

Stets habe Eco das Spiel von Wirklichkeit, von Geschichte und Fiktion interessiert:
"Und das alles amalgamiert auf eine sehr raffinierte Weise. Und das Schöne an diesem Roman ist, dass er einerseits ein Mittelalterschmöker ist aber andererseits absolut auf der intellektuellen Höhe der postmodernen Theorie. Das Wunderbare war, dass er auch die sprödeste Thematik und postmoderne Literaturtheorien absolut flüssig und lesbar machen konnte. Und die literarische Praxis war dann eine Erweiterung ins Fabulieren hinein."

Literaturkritikerin Sigrid Löffler zu Gast bei Deutschlandradio Kultur
Literaturkritikerin Sigrid Löffler zu Gast bei Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio / Cornelia Sachse
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