Siegesformel für die WM 2010
08.06.2010
Das Runde muss ins Eckige, das weiß jeder. Metin Tolan aber erklärt Dinge über Fußball, die garantiert nicht jeder weiß, physikalische nämlich. Mit mathematischer Genauigkeit analysiert er Bundesligatabellen und berechnet Pokalwahrscheinlichkeiten und andere harte Fakten über das runde Leder. Und am Ende sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Deutschland wird Weltmeister! Zumindest wenn man der – nicht ganz ernst gemeinten – Siegesformel des Physikers Glauben schenkt.
Fußball aus Sicht der Physik zu beschreiben, auf diese Idee kann nur ein Physiker und leidenschaftlicher Fan kommen. Wie schon bei seinem Überraschungserfolg "Geschüttelt, nicht gerührt", als der James Bond-Fan Metin Tolan sich die Physik der Agentenfilme genauer anschaute, ist es in "So werden wir Weltmeister" der Fußballbegeisterte Metin Tolan, der Fragen aufwirft, die sich reine Fans eher selten stellen dürften: Wovon hängen die Flugeigenschaften eines Balles ab? Wie schnell kann er geschossen werden? Welche Kräfte wirken bei einem Kopfball? Was ist die optimale Breite einer Mauer beim Freistoß?
Dabei ist die Physik des Fußballspiels ein durchaus lehrreiches Thema. Denn so gerne die Fans auch den Fußballgott beschwören: Das Geschehen auf dem Platz folgt eisern den Gesetzen der Mechanik. Kein Spieler der Welt kann einen Ball mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h schießen. Bei etwa 130 km/h ist Schluss. Mehr Energie kann niemand dem Ball aus vollem Anlauf mitgeben, das leuchtet nach Tolans Rechnung sofort ein. Das Gleiche gilt für den besten Abschusswinkel für den weitesten Schuss unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes – und der geheimnisvollen Luftwiderstandskurve des Balles. Fußball als Ballistik mit teilweise ganz schön komplizierten Formeln. Die können aber getrost überlesen werden, falls er Autor sie nicht ohnehin in die Fußnoten verbannt.
Selbst die optimale Anzahl der Feldspieler für ein möglichst spannendes und taktisches Spiel lässt sich berechnen. In diesem Zusammenhang wagt er sogar die Vorhersage, dass Frauenfußball bald interessanter sein dürfte als Männerfußball.
Dass sich mathematisch vorhersagen ließe, wie die Weltmeisterschaft ausgeht, glaubt Metin Tolan selbstverständlich nicht. Aber das hält ihn nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Seine Kurve baut auf der mittleren Platzierung des deutschen Teams bei vergangenen Weltmeisterschaften auf und berücksichtigt eine periodische Leistungsschwankung der Mannschaft. Demnach wäre 2010 mal wieder ein Sieg fällig.
Der Sommer wird zeigen, wie "unbestechlich" seine Formel wirklich ist. Aber auch nach der WM und unabhängig von ihrem Ausgang lohnte sich die Lektüre seines Buches noch. Spielerisch vermischt er Fußballgeschichte mit Statistik, Radioaktivität und Mechanik. Dabei ist er informativ, abwechslungsreich, detailverliebt – und immer genauso nah am Fußball wie an der Physik dahinter.
Besprochen von von Gerrit Stratmann
Metin Tolan: So werden wir Weltmeister. Die Physik des Fußballspiels,
Piper Verlag, München 2010, 368 Seiten, 16,95 EUR
Dabei ist die Physik des Fußballspiels ein durchaus lehrreiches Thema. Denn so gerne die Fans auch den Fußballgott beschwören: Das Geschehen auf dem Platz folgt eisern den Gesetzen der Mechanik. Kein Spieler der Welt kann einen Ball mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h schießen. Bei etwa 130 km/h ist Schluss. Mehr Energie kann niemand dem Ball aus vollem Anlauf mitgeben, das leuchtet nach Tolans Rechnung sofort ein. Das Gleiche gilt für den besten Abschusswinkel für den weitesten Schuss unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes – und der geheimnisvollen Luftwiderstandskurve des Balles. Fußball als Ballistik mit teilweise ganz schön komplizierten Formeln. Die können aber getrost überlesen werden, falls er Autor sie nicht ohnehin in die Fußnoten verbannt.
Selbst die optimale Anzahl der Feldspieler für ein möglichst spannendes und taktisches Spiel lässt sich berechnen. In diesem Zusammenhang wagt er sogar die Vorhersage, dass Frauenfußball bald interessanter sein dürfte als Männerfußball.
Dass sich mathematisch vorhersagen ließe, wie die Weltmeisterschaft ausgeht, glaubt Metin Tolan selbstverständlich nicht. Aber das hält ihn nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Seine Kurve baut auf der mittleren Platzierung des deutschen Teams bei vergangenen Weltmeisterschaften auf und berücksichtigt eine periodische Leistungsschwankung der Mannschaft. Demnach wäre 2010 mal wieder ein Sieg fällig.
Der Sommer wird zeigen, wie "unbestechlich" seine Formel wirklich ist. Aber auch nach der WM und unabhängig von ihrem Ausgang lohnte sich die Lektüre seines Buches noch. Spielerisch vermischt er Fußballgeschichte mit Statistik, Radioaktivität und Mechanik. Dabei ist er informativ, abwechslungsreich, detailverliebt – und immer genauso nah am Fußball wie an der Physik dahinter.
Besprochen von von Gerrit Stratmann
Metin Tolan: So werden wir Weltmeister. Die Physik des Fußballspiels,
Piper Verlag, München 2010, 368 Seiten, 16,95 EUR