Sieben Helden der Botanik

26.10.2010
Pfingstrosen oder Rhododendren aus China, Magnolien oder Fuchsien aus Amerika. Was sich heute in unseren Gärten tummelt, haben Pflanzenjäger früherer Jahrhunderte aus aller Welt mühsam zusammentragen müssen. Während die Früchte ihrer Jagd überall zu bestaunen sind, kennt heute kaum jemand die Pioniere, die einst bei abenteuerlichen Reisen die Pflanzen aufgestöbert und nach Europa gebracht haben. Renate Hücking hat ihre teils abenteuerlichen Geschichten wieder entdeckt und zu einem leicht lesbaren Buch verarbeitet.
Bereits vor über 3000 Jahren nahmen Menschen viel Mühe auf sich, um nach besonderen Pflanzen zu suchen. Damals sandte die ägyptische Herrscherin Hatschepsut Expeditionen den Nil hinauf in die südlichen Nachbarländer bis ins heutige Somalia, um dort exotische Pflanzen für die königlichen Gärten zu sammeln.

Zu dieser Zeit besaßen die Ägypter die größten und schönsten Gärten der Welt. Sie dienten nicht nur zur Erbauung der Lebenden, sondern auch als Heimat für die Seelen der Verstorbenen. Viele der heute von Sand bedeckten prunkvollen Bauten der alten Ägypter waren damals Teil großer Gartenanlagen.

In Mitteleuropa kam die Gartenkunst erst im 17. Jahrhundert zu einer großen Blüte. Engelbert Kämpfer, Pfarrerssohn aus dem westfälischen Lemgo, reiste damals durch den Orient über Indien bis nach Japan. Obwohl geplagt von den Reisestrapazen, Geldmangel und verschiedenen Krankheiten, beschrieb er unermüdlich fremde Länder und Kulturen. Überall fand er unbekannte Pflanzen und Gewächse und brachte Samen und Stecklinge zurück in die Heimat.

Andere Pflanzenjäger umsegelten die Welt, wie der Naturforscher Georg Forster, oder durchstöberten ihre Heimat nach seltenen, bedrohten Blütenpflanzen wie die Rosenjägerin Gerda Nissen aus Schleswig-Holstein.

Renate Hücking konzentriert sich auf sieben Pflanzensucher aus unterschiedlichen Epochen. Anschaulich und lebendig beschreibt sie die Welt, in der sie lebten. Geprägt von ihrer Zeit handelt es sich um sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, wie den zurückhaltende Kletterer David Noble aus Australien, den Farmer und geschäftstüchtigen Samenhändler John Bartram aus den USA oder den Hochstapler und Kolonialherren Joseph Franz Rock aus Österreich.

Was sie alle verband, ist ihre Naturliebe und ihr Blick für das Besondere. Wo andere nur Laub und Gestrüpp sahen, erkannten sie die Vielfalt und Schönheit der Natur.

Renate Hücking gelingt es, verschiedene Zeiten und Menschen zum Leben zu erwecken, so dass auch Nichtgärtner die Motivation der Pflanzenfreunde verstehen und miterleben können. So ist dieses Buch die beste Voraussetzung, sich die Natur vor der eigenen Haustür einmal genauer anzuschauen. Vielleicht entdeckt man ja etwas ganz Besonderes.

Besprochen von Michael Lange

Renate Hücking: Die Beute der Pflanzenjäger – von Europa bis ans südliche Ende der Welt
Piper Verlag 2010
250 Seiten, 19,95 Euro