Sex, Wut und Schuldgefühle

13.10.2011
In ihrem zweiten Buch "Schoßgebete" schreibt Skandalautorin Charlotte Roche von der Anstrengung, ein Ehe- und Familienleben in unserer Zeit hinzubekommen. Wieder kommen detaillierte Analysen des Sexlebens der Protagonistin nicht zu kurz. Nebenbei setzt sie sich aber auch mit dem Tod ihrer drei Brüder auseinander.
"Schoßgebete" sei damit mehr als eine Fortsetzung der "Feuchtgebiete", dem ersten Roman von Roche, findet Deutschlandradio Kultur-Kritikerin Verena Auffermann:

"Die erbarmungslose Offenheit, mit der Charlotte Roche Elisabeth Kiehl durch die Höllen der Erinnerung und Schuldgefühle führt, gibt dem Buch ein großes Thema. Das Thema der Schuld, überlebt zu haben. Aggressionen gegen die Mutter, die am Steuer saß, und tiefe Ängste aus der Kindheit Elisabeths, die bei den wechselnden Männern der Mutter aufwuchs, führen zu ihrem übersteigerten Wunsch, ihren Ehemann Georg glücklich zu machen."

Charlotte Roche selbst meint, dass Sex nicht im Mittelpunkt ihres Buches stehe. Vielmehr gehe es darum, "wie schwierig das ist, eine Patchworkfamilie zu haben", sagt sie im Gespräch auf dem Blauen Sofa. Sie wollte eine Frau beschreiben, "die versucht, mit ihrem Mann für immer zusammenzubleiben und nicht so genau weiß, wie man das macht, weil sie keine Vorbilder hatte", so Roche. "Sie ist ein gestörtes Scheidungskind und hat von ihrer Mutter und dem Vater nicht beigebracht bekommen, wie das geht."

Charlotte Roche: "Schoßgebete"
Piper Verlag, München 2011
288 Seiten, 16,99 Euro


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Gespräche auf dem Blauen Sofa - Live von der Frankfurter Buchmesse
Sendungen zur Frankfurter Buchmesse 2011 - Das Programm von Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk auf einen Blick
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