Sein und Streit - Die ganze Sendung

Steckt die Wahrheit in der Krise?

Der US-Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, Donald Trump.
Hält sich nicht immer an die Fakten: der US-Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, Donald Trump. © pa/dpa/EPA/Shawn
Moderation: Simone Miller · 25.09.2016
Lügen, Fakten und gefühlte Wahrheiten - in den aktuellen politischen Diskussionen vermischen sie sich. "Sein und Streit" befasst sich außerdem mit dem Kopftuch und dem Kabarett.
Ob Brexit-Kampagne oder Wahlkampf in den USA - vieles scheint durch Falschaussagen erst so richtig in Fahrt zu kommen. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen diskutiert Simone Miller über Falschaussagen und Fakten. Lässt sich überhaupt eine klare Linie zwischen der faktischen und der gefühlten Wahrheit ziehen?
"Jeder kann sich seine Wirklichkeit zusammengooglen", sagt dazu Bernhard Pörksen - und erläutert das Phänomen der 'gefühlten Wahrheit', mit dem wir uns derzeit auseinandersetzen müssten:
"Die gefühlte Wahrheit ist etwas, das wir glauben wollen. (…), weil es unserem Vorverständnis, unserer Perspektive, unserer Haltung, unserer Weltanschauung, unserer Ideologie entspricht. Und wir haben nun eine Informations- und Medienumgebung, die es uns erlaubt, gleichsam zum Regisseur unserer Welterfahrung zu werden. (…) Man kann ja aus unendlich vielen Quellen durch eine einfache Suchanfrage, sich eine private Wirklichkeit zusammenbasteln, die aber dann als allgemeingültige Realität erscheint. Und man kann sich in die Echo-Kammer mit anderen zurückziehen und sich permanent versichern, dass man doch im Recht ist mit seinen Gefühlen, mit seinen Annahmen über die Flüchtlingskrise (…), über das Impfen, dass sich Medien verschwören. "
Hier das Gespräch zum Nachhören:
Außerdem in der Sendung:
Kleine Leute, große Fragen: Was ist Wahrheit? Das fragte Ilka Lorenzen junge Philosophen.
Zu den deprimierenden Wahrheiten in dieser Woche gehört das Ergebnis einer Studie vom Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit: Bewerben sich Meryem Öztürk, die auf dem Foto Kopftuch trägt, und Sandra Bauer bei gleicher Qualifikation um dieselbe Stelle, dann macht die kleine Differenz riesige Unterschiede. Was uns dies über den Umgang mit der Vielfalt in unserer Gesellschaft sagt, dazu macht sich Schirin Amir-Moazami im Philosophischen Wochenkommentar Gedanken.
Das Kabarett pfeift auf Regeln und Anstand und führt uns gerade damit die Wahrheit vor Augen. In der Berliner Denkerei fand vor wenigen Tagen die Veranstaltung Kritik der kabarettistischen Vernunft mit Bazon Brock statt. Sophie Elmenthaler war für uns dabei.

Bazon Brock: Kritik der kabarettistischen Vernunft
Band 1, Distanz Verlag 2016
440 Seiten, 19,90 Euro

Und unsere Drei Fragen beantwortet in dieser Woche der Islamwissenschaftler Frank Griffel: