Sehnsuchtsorte

Stadtgarten oder Kapverden?

Menschen bevölkern das Tempelhofer Feld, den größten Park Berlins, auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof
Das Tempelhofer Feld in Berlin: Manchmal ist der Lieblingsort ganz nah © picture alliance / Wolfram Steinberg
Moderation: Gisela Steinhauer  · 15.08.2015
Neue Ecken der Welt entdecken oder Lieblingsplätze wieder besuchen - die Bedürfnisse von Urlaubern unterscheiden sich fundamental. "Im Gespräch" diskutieren Dirk Reiser, Professor für Nachhaltiges Tourismusmanagement, und die Autorin Nina Sedano über Sehnsuchtsorte.
Sommerzeit, Urlaubszeit – viele Menschen sind unterwegs. Sie reisen, um neue Ecken der Welt zu entdecken. Andere freuen sich darauf, einen ihrer Lieblingsorte wieder zu sehen. Bei "Im Gespräch" geht es am Samstag um solche Lieblingsorte. Ob in der Ferne: der Traumstrand, der Berggipfel – oder ganz nah: die schattige Bank im Stadtpark, das Lieblingscafé, ein Museum, der eigene Balkon. Orte, die wir so oft wie möglich besuchen, bei denen uns das Herz aufgeht.
Welches sind unsere Lieblingsorte – und warum?
Was macht einen Ort – ob um die Ecke oder in der Ferne – zum Lieblingsort?
Was passiert, wenn zu viele einen Ort zum Sehnsuchtsort wählen, wie Mallorca oder Bali?
See im Saalachtal im Salzburger Land
See, Strand oder Berge - welche Urlaubsvorlieben haben Sie?© picture-alliance / dpa / Klaus Rose
"Mein Lieblingsort ist ganz profan mein Bett“,
sagt Nina Sedano. Die Autorin des Bestsellers "Die Ländersammlerin" hat alle 193 UN-Staaten bereist.
"Wenn ich lange unterwegs war, freue ich mich schon, dass ich wieder mein eigenes Zuhause habe. Und wenn man schon mal auf dem Betonboden geschlafen hat, weiß man es umso mehr zu schätzen."
"So weit weg von allem anderen"
Die "meist gereiste Frau Deutschlands" hat viele Sehnsuchtsorte, zum Beispiel:
"Die Osterinsel: Sie ist so weit draußen, so weit weg von allem anderen – mitten im Südpazifik. Diese Natur: vulkanisch, eine Menge Pferde, alles in sattem Grün. Natürlich die Moai-Figuren: einfach mystisch. Oder Namibia mit seiner Wüste und den vielen wilden Tieren."
"Einer meiner Lieblingsorte liegt in Neuseeland: Die Otago Peninsula, eine Halbinsel vorgelagert vor Dunedin",
sagt Dirk Reiser, Professor für Nachhaltiges Tourismusmanagement an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve.
"Dort habe ich zehn Jahre lang gelebt. Diese einsamen Strände mit ungewöhnlichen Tieren; ich bin gejoggt, und da sind die Albatrosse entlang geflogen – besondere Pinguine, die es nur dort gibt. Es ist total wild dort und ich mag es, wie sich die Menschen in dieser wilden Umgebung durchschlagen müssen."
Einer seiner Lieblingsorte in Deutschland: Eine kleine Kaffeerösterei in Köln.
"Das ist für mich ein Zeichen von Ruhe, wenn ich dort bin, heißt das: Ich hab` Zeit. Ich setze mich da einfach rein und mache nix. Die machen ihren eigenen Kaffee – und der riecht sooo gut!"
Vom Geheimtipp zum Massenziel
Dirk Reiser hat in Australien und Nicaragua gelebt; er lehrt auf Bali – und bereist die Kontinente, um sich vor Ort über die Bedingungen in den Hotels und Urlaubsorten zu informieren oder auch Interessenten zu beraten, die touristische Angebote planen.
Er weiß, wie schnell einst einsame Sehnsuchtsorte zu Massenzielen werden können; spätestens dann, wenn sie in Reiseführern als Geheimtipp gepriesen werden.
"Alleinsein ist etwas, was sich viele wünschen. Es heißt aber nicht umsonst: 'Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet'."
Informationen im Internet:
Über Dirk Reiser: https://www.hochschule-rhein-waal.de/de/user/7912
Literaturhinweis:
Nina Sedano: "Die Ländersammlerin – wie ich in der Ferne mein Zuhause fand", Eden Books, 9. Auflage 2014, 320 Seiten, 14,95 Euro