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    Postmoderne - tot oder lebendig?

    05.02.2014
    Es gibt wohl kaum eine Geistesströmung seit dem Zweiten Weltkrieg, die das westliche Denken stärker geprägt hat als die sogenannte Postmoderne. Der Philosoph Markus Gabriel verkündet deren Ende - und ruft den Neuen Realismus aus.
    Die Postmoderne war eine Art befreiendes Gewitter, das die großen Fragen der Philosophie nach absoluter Wahrheit und begründetem Wissen aufgelöst hat. Die Postmoderne wollte das Denken aus der Umklammerung der "Großen Erzählungen" befreien.
    Der Begriff Postmoderne wurde bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebraucht, erstmals im Jahr 1870. Verschiedene Autoren versuchten, sehr heterogene gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen zu fassen. 1917 nutzte der Schriftsteller Rudolf Pannwitz die Postmoderne als philosophisch geprägten Kulturbegriff.
    Heutige Bedeutung seit den 50er-Jahren
    Seine heutige Bedeutung hat die Postmoderne erst seit den 50er-Jahren. Ende der 70er-Jahre haben zwei Autoren dazu beigetragen, den Begriff zu etablieren: Jean-Francois Lyotard mit seinem Werk "La Condition postmoderne" ("Das postmoderne Wissen") und Charles Jencks mit seinem Aufsatz "The Rise of Postmodern Architecture" ("Die Zunahme der postmodernen Architektur").
    Als ein Schlüsselbegriff der Postmoderne gilt Pluralität, also die Akzeptanz der Vielfalt und die Absage an das Innovationsstreben der Moderne. Als Merkmal postmoderner Literatur gilt unter anderem ein reflexiver Umgang mit Vorhandenem in Form von Zitaten und Anspielungen und das Spiel mit literarischen Gattungen.
    Im Deutschlandradio Kultur hat der Philosoph Markus Gabriel inzwischen einen Schlussstrich unter die Postmoderne gezogen und den Neuen Realismus ausgerufen. Demnach ist die Welt der Gedanken genauso wirklich wie die Welt der Dinge. Doch so vielfältig die Perspektiven auf einen Gegenstand sein können - das Ding bleibt, was es ist.
    Die Verabschiedung von ihren kommunistischen Hoffnungen galt als Eintrittstor in die postmoderne Theorie. Das sagt der Philosoph Wolfgang Welsch im Deutschlandradio Kultur über die Vordenker der Postmoderne um Jean-François Lyotard in den 80er-Jahren. An ein "Allheilmittel" für die Welt habe Lyotard nicht mehr geglaubt, sondern daran, dass es viele situativ richtige Positionen und Entscheidungen gebe.
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    Auch die Sendung "Zeitreisen" ab 19.30 Uhr beschäftigt sich mit der Postmoderne.

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