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Was wird aus Forschung und Mediziner-Ausbildung?

Professor Volker Nienhaus, der Präsident der Marburger Universität will die Befürchtungen, dass die medizinische Forschung und Lehre durch eine Privatisierung der Uniklinik leiden könnte, nicht klein reden:

Von Ludger Fittkau | 28.12.2004
    Aber auf anderen Seite muss man doch auch sehen, das ein privater Betreiber, der sich dafür entscheidet, ein Universitätsklinikum zu übernehmen, daraus kein Kreiskrankenhaus machen will, sondern das ihm schon selber sehr dran gelegen sein muss, hier im Bereich Forschung und Exzellenz sich zu positionieren. Das heißt die Grundinteressen des Fachbereichs an exzellenter Forschung und Klinikumsbetreiber gehen parallel.

    Doch wird ein privater Betreiber auch Forschung finanzieren, die kein lukratives Geschäft mit neu entwickelten Therapien oder Medikamenten verspricht? Diese Frage stellen sich an beiden Universitäten viele, betont die stellvertretende Personalratsvorsitzende der Uni Marburg, Dr. Renate Grebing:



    Unsere Befürchtung geht so ein bisschen in die Richtung, das dann vor allen Dingen Auftragsforschung vor gemacht werden soll, das natürlich Forschung für Krankheiten, die es nicht so häufig gibt, das da die Forschung entsprechend hinter runter fallen wird.

    Auch ein privater Klinkbetreiber sei allerdings an das Gesetz gebunden, das eine Universitätsklinik zur Unterstützung medizinischer Forschung und Lehre verpflichtet. Das unterstreicht der Gießener Universitätspräsident Stefan Hormuth. Er will in den anstehenden Verhandlungen verhindern, dass das notwenige Lehrangebot für die Studierenden künftig zwischen Marburg und Giessen aufgeteilt wird, so das die angehenden Mediziner künftig ständig 30 Kilometer pendeln müssen:

    Eine Pendelei, morgens um 9.00 Uhr eine Vorlesung in Gießen und um zwölf in Marburg, das werde ich nicht zulassen. Sondern es muss möglich sein und es wird auch möglich sein, an zwei völlig getrennten Universitäten und Fachbereichen Medizin zu studieren.

    Die maroden Gebäude der Uniklinik grundlegend modernisieren zu können- das ist die Hoffung, die der Gießener Universitätspräsident in die Privatisierung setzt. In den Verhandlungen mit den privaten Kauf-Interessenten, die sich voraussichtlich das ganze Jahr 2005 hinziehen werden, will die Gießener Universität 200 Millionen Euro für die Instandsetzung neue Klinikbauten fordern. Damit soll das Gießener Klinikum, das in diesem Jahr mehrmals öffentlich wegen gravierender Qualitätsmängel in die Kritik geraten war, wieder zukunftsfähig gemacht werden, so Stefan Hormuth:

    Und wenn jetzt zum Beispiel, um ein absurdes Beispiel zu wählen, da muss ich mich bei Medizinen jetzt schon entschuldigen, wenn zum Beispiel die Approbationsordnung vorschreiben würde, dass das Fach Voodoo-Medizin eingeführt werden muss und das da Unterricht am Krankenbett möglich sein muss, dann erwarte ich von einem privater Betreiber, das er eine entsprechende Abteilung einrichtet, dazu ist er verpflichtet, ob er damit Gewinn macht oder nicht oder ob er will oder nicht. Das heißt, diese Verpflichtung zur Unterstützung von Forschung und Lehre muss sich natürlich auch Veränderungen in der Medizin anpassen.

    Eine Beschäftigungsgarantie für Gießen und Marburg bis zum Jahr 2010 soll gleichzeitig die Angst vor übermäßigem Stellenabbau nehmen. Der Marburger Uni-Präsident Volker Nienhaus setzt nicht zuletzt auf den Prestigegewinn, den sich ein großer privater Klinikbetreiber durch die Finanzierung einer Universitätsklinik mit exzellenter Forschung verspricht:

    So dass der Imageeffekt, der davon ausgehen kann, wenn man in diesem Bereich weiter auch mit einem privaten Betreiber Forschung betreibt, positiv ist – auch für den privaten Betreiber.