Schriftsteller Karl-Markus Gauß

"Das Salz Europas ist die Vielfalt der Kulturen"

Der Salzburger Essayist und Publizist Karl-Markus Gauss
Der Salzburger Essayist und Publizist Karl-Markus Gauss © picture-alliance/ dpa
Moderation: Klaus Pokatzky · 17.03.2017
Immer wieder widmet er sich den ethnischen Minderheiten in Europa. Der Schriftsteller, Essayist und Kritiker Karl-Markus Gauß trifft sie zum Beispiel auf seinen Reisen durch den Südosten des Kontinents. Aus Begegnungen mit Menschen werden Geschichten.
Wer sind die Gagausen? Europäische Nachbarn, eine der vielen ethnischen Minderheiten auf dem Balkan. Karl-Markus Gauß ist ihnen in Moldawien begegnet, auf seinen Reisen durch den Südosten Europas. Der österreichische Schriftsteller und Essayist sammelt Begegnungen mit Menschen und deren Geschichten, die kleinen des Alltags wie die großen Mythen von Identität und Anderssein.
"Ich bin davon überzeugt, dass der wahre Reichtum Europas – man könnte auch sagen: das Salz Europas –, die Vielfalt der Kulturen, Sprachen, Ethnien und Regionen ist. Die Union der Europäer, von der ich glaube, dass es sie geben sollte, sollte nicht nur von den staatstragenden Mehrheitsvölkern geformt werden, sondern auch von der Vielzahl von interessanten, kleinen und Kleinstnationalitäten."
Seine literarischen Reiseberichte zeigen den Beitrag "kleiner" Völker zur kulturellen Vielfalt unseres Kontinents, in ihnen begegnen wir aber auch den Gespenstern des Nationalismus, die vielerorts wiederkehren in Europa.

"Populismus ist ein ungenaues Wort"

"Populismus ist ein Wort, mit dem ich große Schwierigkeiten habe. Ich habe den Eindruck, das Wort ist wie eine Grube, in die man hineinsteckt, was einem nicht passt. Es ist ein ungenaues Wort. Und ich bin immer dafür, dass man Verhältnisse konkret beschreibt, auch um eine gewisse Wehrfähigkeit gegen diese Tendenzen zu entwickeln."
Und zurück am Schreibtisch im beschaulichen Salzburg seziert er die Lebenslügen der modernen Wissensgesellschaft.
"Schreiben macht mich zu einem besseren Menschen. Während des Formulierens bin ich sicher einer besser Mensch, als ich sonst bin. Ich bin auch gerechter. Beim Schreiben gelange ich über alle meine eigenen Begrenzungen hinaus."
Was fasziniert einen Essayisten und Literaturkritiker an der Lebenswirklichkeit eines bulgarischen Bettlers? Welche Rolle spielt dabei sein Vater? Wieso kann Ausbildung eine Waffe gegen die Ausgebildeten sein? Und wie genau kann man durchs Schreiben ein besserer Mensch werden? Das besprach Klaus Pokatzky mit Karl-Markus Gauß in der Sendung "Im Gespräch".
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