Schriftsteller Fritz Rudolf Fries

    Er setzte den DDR-Bohemiens ein Denkmal

    Fritz Rudolf Fries
    Fritz Rudolf Fries © imago/ gezett
    19.12.2014
    Der Schriftsteller und Übersetzer Fritz Rudolf Fries ist am Mittwoch im Alter von 79 Jahren gestorben. Sein Debüt "Der Weg nach Oobliadooh" gilt noch heute als hervorragendes Beispiel postmodern verspielter Prosa.
    In dem 1966 erschienenen Roman erkunden zwei Freunde die Jazz-Szene Leipzigs, die damals als subversiv galt. Die Geschichte um die beiden tragischen Lebenskünstler Arlecq und Paasch durfte in der DDR nie erscheinen. 2012 wurde "Der Weg nach Obliadooh" über die beiden Bohemiens neu aufgelegt.
    "Einer der wirklich bedeutenden Romane der letzten Jahrzehnten, die in deutscher Sprache geschrieben wurden, und der Autor ist wirklich unterschätzt worden", sagte der Literaturkritiker Helmut Böttiger im Deutschlandradio Kultur:
    "Schon nach wenigen Sätzen war klar: Das verstieß gegen alle Regeln des sozialistischen Realismus und des ‚Bitterfelder Wegs', der damals ausgerufen wurde. Das war ein Roman, der sehr von der westlichen Literaturtradition lebte, von der Moderne, mit Anklängen an Proust, Joyce, Kafka. Es ist das Werk eines Außenseiters, das ihn auch in der DDR zum Außenseiter machte, weil es dann bei Suhrkamp im Westen erschien. Es geht um zwei Figuren, die im Leipzig der 50er-Jahre vor allem Jazz-Liebhaber sind, und dieser Jazz ist natürlich eine Gegenwelt zur DDR, und darum kreist dieser ganze Roman."
    Obwohl Fries keine Druckgenehmigung für seinen Erstling fand, habe er versucht, sich in der DDR zu akklimatisieren:
    "Er hat sich in die DDR hineingeschrieben als Übersetzer und als Autor von Kinderbüchern. In den 70er-Jahren erschienen auch erste literarische Bücher von ihm in der DDR, die dieses augenzwinkernde Spiel mit verschiedenen literarischen Sprachen und Traditionen auch in der DDR praktiziert haben."
    Reiches Œuvre auch als Übersetzer
    Fries lebte seit Mitte der 60er-Jahre in Petershagen bei Berlin, wo er auch am 17. Dezember gestorben ist, und schrieb zahlreiche Bücher. In seiner Autobiografie "Alles Irrsinns Spiel" (2010) geht er seiner weit verzweigten Familiengeschichte nach, die bis nach Spanien reicht.
    Der Schriftsteller wurde 1935 in der spanischen Stadt Bilbao geboren und kam als Siebenjähriger nach Leipzig. Er studierte dort Anglistik, Romanistik und Hispanistik und wirkte in der DDR vor allem als Übersetzer:
    "Er war in der DDR der Mittler der spanischen und lateinamerikanischen Welten. (...) Er war von daher in der DDR ein Exot, und dieser Exotenstatus machte ihn natürlich in jeder Hinsicht auch zum Außenseiter. Er war kein Autor, der so unter dem Ladentisch in der DDR verkauft werden konnte als Dissident, wobei er ästhetisch vielleicht der größte Exot war."
    Genau wie in seinem Erstling begeben sich auch seinem letzten Roman "Last Exit to El Paso" (2013) zwei Männer auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie suchen ihn nun aber nicht mehr nur in Leipzig, sondern in der ganzen Welt.
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