Schlager-Wettstreit

Nicht schön, aber sehr Eurovision

Ann Sophie bei ihrem Auftritt.
Die Sängerin Ann Sophie fährt für Deutschland zum Eurovision Song Contest nach Wien. © dpa / Peter Steffen
Von Matthias Dell · 22.05.2015
Beim 60. Eurovision Song Contest ist Australien Gastland. Für den australischen Musiker und Performance-Künstler Damian Rebgetz ein Grund mitzufiebern. Dabei ist Rebgetz klassisch ausgebildeter Sänger.
Damian Rebgetz: "Man liest nicht jeden Tag den Satz: 'Aber Australien ist nicht in Europa' (lacht). Aber im Moment sagen manche, wie kann Australien in Eurovision sein"
Wegen der Geschichte. Olivia Newton-John und Gina Gee, beide gebürtig in Australien, haben für das Vereinigte Königreich gesungen. Und Damian Rebgetz hat herausgefunden,
"dass Johnny Logan, der so Mr. Eurovision ist, wurde in Australien geboren. Mit Drei ist er nach Irland umgezogen, also es gibt so eine Geschichte zwischen Australien und Eurovision, wenn man guckt."
Die Geschichte zwischen Damian Rebgetz und Europa, also die Geschichte zwischen Damian Rebgetz und Deutschland, hat auch mit Musik zu tun. Rebgetz ist ausgebildeter klassischer Sänger, Schubert, Schumann.
Wegen Weill und Brecht nach Berlin
"Und ich mochte Kurt Weill und Bertolt Brecht. Deshalb wollt ich nach Berlin gehen, aber dann hab ich mich ein wenig mehr modernisiert … modernisiert?"
Das heißt: Rebgetz hat in Berlin Sound Studies studiert, und die Möglichkeiten des postdramatischen Theaters kennen und lieben gelernt: Ruedi Häusermann, Gob Squad, She She She Pop, mit denen er Projekte gemacht hat. Und er hat eigene Arbeiten inszeniert, die von Klang und Erinnerung handeln. "Something for the Fans" zum Beispiel, eine berührende Coming-of-Age-Geschichte entlang von Popmusik und den Geräuschen, die Ventilatoren machen. Oder "The Hooks", eine Arbeit, für die er einen der Plexiglas-Flügel von Udo Jürgens ausgeliehen hatte.
An den Grenzen zwischen Hochkultur und Popkultur
"Also mit eingebauten Lichtern und auch ein kleines Metallding für seine Handtücher, und es war ein unglaublich schönes Objekt. Viele würden es vielleicht nicht als schön beschreiben, aber auf jeden Fall sehr achtziger, sehr Eurovision eigentlich."

Kurz gesagt, Damian Rebgetz arbeitet
"an den Grenzen zwischen Performance und Theater und Hochkultur und Popkultur"
Und das mit einem Charme, dem man sich schwer entziehen kann. Trotz seiner Gesangsausbildung trägt er die Songs in seinen Stücken mit der Verve des leidenschaftlichen Unter-der-Dusche-Singers vor.
Wie etwa unlängst beim Abschied im HAU, wo er einen seinen Lieblingshits zum Besten gab: Whitney Houstons "I wanna dance with somebody".
Singt er denn unter der Dusche?
"Ja, aber lustiger weise in Deutschland – ich denke immer, wenn ich in Deutschland aufgewachsen wäre, würde nicht so ein Sänger sein, weil ich muss immer leise sein wegen der Leute oben und unten, und in Australien sind alle laut."
"Für Australien wird es schwer"
Das müsste dann auch auf Guy Sebastian zu treffen, den australischen Kandidaten für den ESC in Wien. Was ist von dem zu halten?
"Man kann Guy Sebastian vertrauen, dass immer ein guter Performer sein wird. Gutes Lied, er ist musikalisch."
So musikalisch, dass es für den Sieg reichen könnte?
"Ahhm, es ist schwer. Schweden ist gut, Aserbeidschan ist auch gut. Ich hätte gern, dass Australien gewinn, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack, nicht wegen die Nationalität."
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