Schellnhuber für "kraftvolles, politisches Handeln" beim Klimaschutz

06.11.2006
Der Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber hat die Industrieländer zu einem schnellen Handeln angesichts des voranschreitenden Klimawandels aufgefordert. Die Regierungen der Staaten hätten das Problem nicht ernst genug genommen, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Man habe durch die lange Diskussion fast ein Jahrzehnt verloren, betonte er. Wörtlich fügte Schellnhuber hinzu: "Wir müssen jetzt in den Industrieländern aggressive Programme entwickeln, um unsere Energiesysteme umzustellen."

Schellnhuber, der auch Physik-Professor an der Oxford University ist, appellierte an die Politiker, bei der Erneuerung der weltweiten Kraftwerkparks in den kommenden 20 Jahren "entscheidende Investitionen" durchzuführen, da die Kraftwerke ein halbes Jahrhundert betrieben werden müssten, um sich zu amortisieren. "Wenn in dieser und der folgenden Dekade die falschen Entscheidungen getroffen werden, sind wir eingerastet in den Verbrauch fossiler Brennstoffe. Und dann wird es sehr schwer, die Wende noch zu schaffen." Allerdings sei er skeptisch, "dass man in Nairobi ein großes Stück vorankommt."

Er sei hingegen optimistisch, dass man den Klimawandel auf einem beherrschbaren Maß halten könne, sagte Schellnhuber: "Allerdings ist dafür kraftvolles, politisches Handeln notwendig. Es ist noch nicht Mitternacht. Die Uhr gibt uns noch zehn, 15 Jahre Zeit."

Angesichts der anstehenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands äußerte sich der Wissenschaftler zuversichtlich. Der Schulterschluss von Deutschland und Großbritannien sei viel versprechend. Beide Länder hätten den Klimaschutz am meisten ernst genommen und drängten darauf, zu wesentlich ehrgeizigeren Zielen zu kommen. So sollten innerhalb der EU die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 30 Prozent reduziert werden und bis 2050 um 60 Prozent. "Ich bin da relativ optimistisch, dass wir da ein Stück weiter kommen werden", sagte Schellnhuber.