Schauspielerin Cigdem Teke

"Ich wünschte, alle Menschen hätten ein Bewusstsein über sich selbst"

Aleksandar Radenkovic (l) als Herman Broder und Cigdem Teke als Tamara Broder proben am 08.03.2016 in Berlin im Maxim Gorki Theater eine Szene aus dem Stück «Feinde - die Geschichte einer Liebe». Das Maxim Gorki Theater bringt am 11. März 2016 den Roman des Literaturnobelpreisträgers Isaac B. Singer auf die Bühne. Die Geschichte spielt 1949 in New York und erzählt von einem Holocaust-Überlebenden, dessen Ehe und seinen Liebschaften. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Cigdem Teke (r) als Tamara Broder bei einer Probe des Stücks "Feinde - die Geschichte einer Liebe" am Berliner Maxim Gorki Theater. © picture alliance / dpa /Klaus-Dietmar Gabbert
Cigdem Teke im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 22.04.2017
An den Münchner Kammerspielen feierte die Schauspielerin Cigdem Teke einen Riesenerfolg. Seit 2015 gehört sie zum Ensemble des Berliner Gorki Theaters. In den aktuellen Proben dort, wird ihr klar, wie bedeutsam die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist.
Die Schauspielerin Cigdem Teke ist in Dinslaken geboren und hat in den Niederlanden studiert. Dort traf sie die Regisseurin Susanne Kennedy. Die beiden wurden Freundinnen und Kolleginnen: So stand Cigdem Teke unter anderem als schwangere Olga in Kennedys Inszenierung "Fegefeuer in Ingolstadt" auf der Bühne - ein Riesenerfolg der Münchner Kammerspiele, der zum Theatertreffen eingeladen wurde. Für das Haus drehte Cigdem Teke einige Youtube-Filme, in denen sie Theatermenschen trifft und ihnen humorvolle oder scheinbar sinnlose Fragen über deren Beruf stellt.
Seit 2015 gehört die 1977 geborene Schauspielerin fest zum Team des Berliner Maxim Gorki Theaters. Gerade probt sie dort mit Falk Richter an einem Abend, der sich - wie oft bei Richter - mit den radikalen Umbrüchen und Herausforderungen unserer Zeit befasst. Der Titel: "Verräter - die letzten Tage". Kommenden Freitag ist Premiere.

Menschen, die sich hinterfragen, machen ihr Hoffnung

Susanne Burkhardt hat Cigdem Teke in einer Probenpause am Theater erwischt und sie gefragt, wer denn die Verräter seien, um die es hier geht.
"Das ist immer eine Frage der Perspektive. Verräter ist ja ein Begriff, der war ja eine Zeitlang tabu. Aber die Tabus sind jetzt auf eine merkwürdige energetische Weise durchbrochen worden und diese Begriffe sind jetzt wieder total 'in' – leider, wie ich finde."
Außerdem wollten wir von Cigdem Teke wissen, ob es nach dem Referendum in der Türkei eine deprimierte Stimmung gab.
"Nein, deprimierte Stimmung, so würde ich das nicht bezeichnen, aber für mich – das merk ich auch während der Proben, egal wie krass die Themen sind, die finden ja auch wirklich so statt. Die kann man ja nicht schöner machen, als sie sind. Die Tatsache, dass wir als Gruppe uns damit auseinandersetzen – dass wir als Menschen, als Personen, als Individuen, als Schauspieler uns in diese Materie reinbegeben und uns selbst hinterfragen (...), das finde ich schon so hoffnungsvoll und schön und wahr und wahrhaftig. Und das ist für mich schon die Hoffnung an sich. Ich wünschte, dass alle Menschen das so machen würden, weil ich glaube, wenn man sich hinterfragt, und so ein Bewusstsein über sich selbst hat, warum man so denkt oder wie man eigentlich denkt – oder wie es zu alldem kommt – wäre es vielleicht gar nicht so schlimm."
Mehr zum Thema