"Schattenwelt"

24.06.2009
Der RAF-Terrorist Widmer wird nach 22 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er möchte anonym bleiben und sich langsam an das Leben "draußen" gewöhnen. Seine neue Nachbarin ist die junge Valerie. Was Widmer nicht weiß: Valerie ist die Tochter eines Gärtners, der bei einem Attentat ums Leben kam, an dem Widmer beteiligt war.
Deutschland 2009. Regie: Conny Walter. Darsteller: Ulrich Noethen, Franziska
Petri, Uwe Kockisch, Eva Mattes, Christoph Bach, Tatja Seibt. Länge: 92 Minuten. FSK: ab 16 Jahre


Nach 22 Jahren Haft wird der Terrorist Bernd Widmer aus dem Freiburger Gefängnis entlassen. Als ehemals führendes Mitglied der "zweiten Generation" der RAF wurde er wegen mehrfachen Mordes bei einer missglückten Entführung verurteilt.

Ulrich Noethen spielt diesen Mann, der die Tat nie eingestanden hat und auch keinen anderen ihrer bezichtigte, als ausgebrannten Mann, der sich nur widerwillig in das "neue" Leben schickt. Er will seine Ruhe haben, auch vor ehemaligen Mitstreitern, die ihm in der neuen Freiheit helfen wollen. Das einzige, was ihn interessiert, ist der Kontakt zu seinem inzwischen dreißigjährigen Sohn, dem er regelmäßig schrieb. Er ahnt, dass ihm die Mutter diese Briefe nie ausgehändigt hat.

In diese Situation bricht brachial eine junge Frau ein, scheinbar nur seine Nachbarin, die mit ihrer offen zur Schau getragenen, perfiden Aggressivität aber sofort beunruhigt. Valerie Matos entpuppt sich als Opfer von Widmers Taten. Sie will den Mord an ihrem Vater rächen, der nur zufällig in die Schusslinie geriet und auch ihr eigenes Versagen. Vor allem aber will sie dem Mann das Geständnis seiner Schuld abpressen, das er bisher verweigerte.

Der Film von Conny Walter konfrontiert in dieser dramatischen Konstruktion kompromisslos Täter und Opfer mit der Vergangenheit. Dass damit eine neue Gewaltspirale ausgelöst wird, ist die Konsequenz, der dieser Film nicht aus dem Weg geht, und die auch interessante Nebenfiguren wie die Anwältin Ellen Weber (Tatja Seibt), der Ermittler Decker (Uwe Kokisch) oder Widmers Sohn Samy (Christoph Bach) nicht verhindern können. Sie alle sind mit der Vergangenheit nicht "fertig". Sie alle spiegeln in vielen Facetten den Konflikt von Schuld und Vergebung, der in diesem Film mit bewundernswerter Konsequenz und ohne plakatives Historisieren oder Politisieren als offene Wunde dargestellt wird. Sie schwärt so lange, wie sich Täter und Sympathisanten nicht zu ihrer persönlichen Verantwortung bekennen, und die Gesellschaft sich mit einfachen Schuldzuweisungen zufrieden gibt.

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