Scham

Was uns rot werden lässt

Aus Scham bedeckt Prinz William am 21.9.2001 während einer Rede seines Vaters im Leuchtturm-Gebäude in Glasgow sein Gesicht. Seine Vater machte bei seiner Rede in aller Öffentlichkeit einen Witz darüber, dass William ein Langschläfer sei.
Auch Promis kennen die Scham: Prinz William vor vielen Jahren, nachdem sein Vater einen öffentlichen Witz über seine Schlafgewohnheiten gemacht hatte. © picture alliance / dpa / PA Cheskin
Daniel Tyradellis im Gespräch mit Andrea Gerk · 25.11.2016
Scham, Verschämtheit oder auch das Fremdschämen: "100 Gründe rot zu werden" präsentiert das Deutsche Hygienemuseum in Dresden in seiner neuen Sonderschau. Kurator Daniel Tyradellis nennt ein paar davon.
Scham ist unangenehm und löst körperliche Reaktionen aus. Mit diesem universellen Phänomen setzt sich jetzt das Hygiene-Museum Dresden seiner neuen Sonderausstellung auseinander: Unter dem Titel "Scham. 100 Gründe rot zu werden" zeigt die Schau bis zum 5. Juni kulturhistorische Exponate, Dokumente und Medien vor allem zeitgenössischer Künstler.

Moment der sozialen Kontrolle

"Die Tatsache, dass man von anderen angeschaut wird, ist der erste Anlass zur Scham", sagte der Kurator der Schau, Daniel Tyradellis, im Deutschlandradio Kultur über die im Ausstellungstitel genannten einhundert Gründe rot zu werden. Insbesondere bei Unsicherheit über das richtige Benehmen stelle sich dieser Effekt ein. Das Spektrum, wofür man sich schämen kann, sei aber außerordentlich weit gespannt. "Körpergeräusche gehören auch dazu", führte der Philosoph und Ausstellungsmacher weiter aus.
In dem Phänomen zeige sich auch "das Moment der sozialen Kontrolle, die von Peinlichkeit und Scham ausgeht". Scham habe eine wichtige Bedeutung für das Funktionieren für Gesellschaft:
"Scham ist natürlich auch ein Affekt des Sozialen. Das heißt, über das Gefühl der Scham binden wir uns aneinander. Wir orientieren uns aneinander. Es gibt uns eine Art Richtmaß, was ist angemessen, was nicht. Was ist verhältnismäßig. Und das ist oftmals sehr hilfreich für das Zusammenleben und auch für das Selbstbild. Auch wenn es manchmal in sein Gegenteil umschlägt."
«Loolaboo - The terra preta toilet» von Sabine Schober, Triften Design Studio (2012) und Ralf Otterpohl, Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz, TU Hamburg, wird am 25.11.2016 in der Ausstellung «Scham. 100 Gründe rot zu werden» im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden (Sachsen) gezeigt...
«Loolaboo - The terra preta toilet» : Eines der 100 Ausstellungstücke der Sonderschau «Scham. 100 Gründe rot zu werden» im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden © picture alliance/dpa/Arno Burgi

"Scham. 100 Gründe rot zu werden" Sonderschau im Deutschen Hygienemuseum Dresden. 26.11.2016 - 05.06.2017
Künstler/innen: Jörg Buttgereit, Christian Jankowski, Terence Koh, Alex McQuilkin, Olaf Metzel, Erik van Lieshout, Ferhat Özgur, Rokudenashiko, Joanna Rytel, Sašo Sedlaček, Phillip Toledano.

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